Fast fünf Millionen Israelis wählen die Knesset. Seit 1988 hat keine Regierung die volle Legislaturperiode von vier Jahren überstanden, auch nicht die jüngst gescheiterte von Ministerpräsident Ehud Olmert. Die wichtigsten Personen und Fakten auf abendblatt.de

Jerusalem/Hamburg. Schnee und schwere Regenfälle erwartet das Heilige Land heute. Und einen Regierungswechsel, der das politische Klima im Nahen Osten verändern könnte. Zumindest glauben viele daran. Inmitten anhaltender Spannungen mit radikalen Palästinensern und gewaltsamer Auseinandersetzungen wählt Israel am Dienstag ein neues Parlament.

Seit 1988 hat keine israelische Regierung die Legislaturperiode von vier Jahren überstanden, auch nicht die von Ministerpräsident Ehud Olmert. Er hat wegen Korruptionsvorwürfen seinen Rücktritt angekündigt. Seine designierte Nachfolgerin, Außenministerin Zipi Livni, konnte allerdings keine neue Koalition zusammenbringen. Deshalb diese Neuwahl.

Gut fünf Millionen Wahlberechtigte sollen über 120 Abgeordnete der Knesset entscheiden. Nach letzten Umfragen wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Oppositionsführer Benjamin Netanjahu ("Bibi") vom rechtsgerichteten Likud und Außenministerin Zipi Livni von der Regierungspartei Kadima erwartet. Rund 20 Prozent aller Wahlberechtigten wollen erst in letzter Minute entscheiden, wen sie unterstützen. Die Wahllokale öffnen um 6 Uhr MEZ und schließen um 21 Uhr MEZ.

Israels Staatspräsident Schimon Peres sagte, dass er erst nach Vorlage der amtlichen Endergebnisse acht Tage nach der Wahl entscheiden werde, wer den Auftrag zur Regierungsbildung erhalte. Abendblatt.de stellt die wichtigsten Kandidaten vor:

Benjamin Netanjahu (59) hat die größten Chancen auf den Posten Olmerts. Netanjahu war bereits von 1996 bis 1999 Ministerpräsident. Unter Ariel Scharon bekleidete er von 2003 bis 2005 das des Amt des Finanzministers. In weiten Teilen der Bevölkerung gilt er als der Architekt von Wirtschaftsreformen, die den Aufschwung des Landes begründeten. Im Gaza-Krieg stand Netanjahu hinter dem Kurs der Regierung. Der frühere Elitesoldat hat angekündigt, den Friedensprozess mit den Palästinensern weiter voranzutreiben. Netanjahu will dabei den Fokus weg von territorialen Fragen hin zum Aufbau der Wirtschaft in den Palästinensergebieten legen.

Zipi Livni (50) ist Außenministerin und Vorsitzende der regierenden Kadima-Partei. Sie gilt als mächtigste Frau in Israel seit der legendären Ministerpräsidentin Golda Meir aus den 70er Jahren. Die frühere Geheimdienstagentin Livni war lange Chefunterhändlerin im Nahost-Friedensprozess. Zuletzt verteidigte sie die israelische Offensive im Gazastreifen vehement gegen internationale Kritik. Mit den USA handelte sie ein Abkommen aus, das die Wiederbewaffnung der radikal-islamischen Hamas verhindern soll.

Ehud Barak (66) ist Chef der Arbeitspartei, dem wichtigsten Koalitionspartner der Kadima. Als Verteidigungsminister konnte er sein Profil während des Gaza-Kriegs schärfen und seine Beliebtheit steigern. Umfragen zeigen den Ex-General aber abgeschlagen hinter Netanjahu und Livni auf dem dritten Platz. Barak war bereits von 1999 bis 2001 Ministerpräsident. Seine Regierungszeit endete mit dem erfolglosen Versuch, Frieden mit dem Nachbarn Syrien zu schließen.