Treffen der Staats- und Regierungschefs in Trinidad brachte Fortschritte - auch in der Kuba-Frage gibt es Bewegung.

Vor wenigen Wochen noch hatte Venezuelas linksnationalistischer Präsident Hugo Chávez den neuen Mann im Weißen Haus herzhaft einen "Dummkopf" gerufen, weil Barack Obama die Ansicht vertreten hatte, Chávez stehe dem Fortschritt in Lateinamerika im Wege.

Ganz anders nun beim Gipfel der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) in Trinidad und Tobago. "Ich will dein Freund sein", schnurrte Chávez den US-Präsidenten an und reichte ihm die Hand. "Como estas?" - "Wie geht's?", bemühte Obama freundlich seine Fremdsprachenkenntnisse. Chávez, der den US-Präsidenten als "intelligenten jungen schwarzen Mann" würdigte, überreichte diesem sein Lieblingsbuch: In dem Werk "Las Venas Abiertas de America Latina" - "Die offenen Adern Lateinamerikas" des uruguayischen Autors Eduardo Galeano geht es um die Ausbeutung Lateinamerikas durch den westlichen Imperialismus.

Damit war man mitten im Thema. Ergebnis des 5. OAS-Gipfels: Die USA unter Führung von Barack Obama und Lateinamerika wollen nach Jahrzehnten der turbulenten Beziehungen, nach Konflikten, Kriegen und Konfrontationen einen politischen Neuanfang wagen. Zu einer gemeinsamen Schlusserklärung reichte die Harmonie zwar noch nicht - was nicht zuletzt an der Ablehnung eines solchen Papiers durch Chávez lag - aber auch der schillernde venezolanische Staatschef, der Obamas Vorgänger George W. Bush hartnäckig als Teufel an die Wand gemalt hatte, sprach von einem "guten Anfang mit guten Schritten".

Chávez konnte es sich zwar nicht verkneifen, zu betonen, dass die künftigen Beziehungen zu den USA auf Gleichberechtigung und nicht mehr auf Dominanz aufgebaut sein müssten, stellte aber immerhin eine Wiederaufnahme der Beziehungen zu Washington in Aussicht.

Wie andere Staatschefs auch, bemängelte Boliviens Präsident Evo Morales das Fehlen der Kubaner in Port of Spain. "Ich hoffe, das ist der letzte Gipfel der Staats- und Regierungschefs ohne Kuba", sagte Morales. Es sei Obamas Pflicht, den politischen und wirtschaftlichen Schaden zu reparieren, der Kuba durch frühere US-Regierungen zugefügt worden sei. Die Chancen stehen gar nicht schlecht, dass Kuba, das 1962 wegen seiner Allianz mit der Sowjetunion aus der Organisation ausgeschlossen worden war, tatsächlich auf dem nächsten OAS-Gipfel in drei Jahren wieder dabei sein wird.

Barack Obama kündigte eine "neue Richtung" in der Kuba-Politik Washingtons an. Allerdings erwarte er zunächst einmal "ermutigende Signale" aus Havanna, ehe daran gedacht werden könnte, das seit einem halben Jahrhundert in Kraft befindliche Embargo gegen die Insel aufzuheben. Er wolle mit der kubanischen Führung über Wirtschaftsfragen, aber auch Menschenrechte und Pressefreiheit reden, sagte der US-Präsident und gab zu bedenken, es werde eine "längere Reise" werden, um das Misstrauen zwischen den USA und Kuba zu überwinden. Obama betonte, dass er bereits Reiseerleichterungen für Exilkubaner in ihre alte Heimat angeordnet habe. Auch dürften US-Unternehmen nun Kommunikationsleitungen nach Kuba legen.

Trotz der fehlenden Abschlusserklärung werteten alle Beteiligten den Gipfel, bei dem neben regionalen Energie- und Sicherheitsfragen die weltweite Wirtschaftskrise im Mittelpunkt stand, insgesamt als Erfolg.

Das lag vor allem an der Haltung Barack Obamas, der in Port of Spain versicherte, die amerikanischen Staaten dürften es sich "nicht erlauben, Gefangene vergangener Meinungsverschiedenheiten zu sein".