Der Vormarsch auf Bagdad stockt. Die US-Armee will nun innerhalb eines Monats die Zahl ihrer Bodentruppen im Irak verdoppeln. Iraks Verteidigungsminister kündigt Häuserkampf um Bagdad an

Washington/Bagdad. Die zweite Kriegswoche hat ohne Hoffnung auf ein baldiges Ende der Gefechte und Bombardements begonnen. Die US-Regierung wollte sich zwar keinen Zeitplan entlocken lassen, machte aber deutlich, dass es sich nicht um Tage handeln wird. Rund 120.000 Soldaten sollen nun zusätzlich in das Kriegsgebiet verlegt werden. Allerdings werde nicht erwartet, dass sie vor April ankommen, teilten Regierungsvertreter dem US-Sender CNN mit. Zur Zeit sind 90.000 amerikanische und 25.000 britische Soldaten im Irak. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld teilte mit, dass es jetzt einen nahezu ununterbrochenen Nachschub an Menschen und Material in das Kriegsgebiet gebe. Erste Einheiten der 4. US-Infanterie-Division sind bereits am Donnerstag in Texas zur Unterstützung der Bodentruppen in Richtung Golf gestartet. Schwere Gefechte südlich von Bagdad dauern an Im Süden des Irak bereiten sich unterdessen die vordersten Einheiten der US-Truppen nach dem Ende der Sandstürme auf die Fortsetzung ihres Vormarschs auf Bagdad vor. Sie treffen jedoch weiter auf erbitterten Widerstand. Die Region zwischen Kerbela und Naschaf blieb heftig umkämpft. Auch nahe Nasirija weiter südlich dauerten in der Nacht zum Freitag die Gefechte zwischen US-Einheiten und irakischen Soldaten an. Ein dpa-Fotograf berichtete, dass offensichtlich sogar US-Einheiten teilweise wieder zurückgezogen worden seien. Es habe zudem Verluste auf amerikanischer Seite gegeben. Seit Beginn des Irak-Krieges sind nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums mindestens 28 amerikanische Soldaten getötet worden. Nachschub für die Nordfront Zur gleichen treibt die US-Armee den Aufbau einer zweiten Front im Norden voran. Nach der Landung der ersten 1000 US-Fallschirmjäger brachten amerikanische Transportflugzeuge weitere Soldaten und Militärgerät in die von Kurden kontrollierten Gebiete. Nachdem das türkische Parlament einen Einmarsch von 62.000 US-Soldaten über die Südtürkei abgelehnt hat, müssen die Einheiten nun Zug für Zug von Kuwait aus eingeflogen werden. Zunächst 5000 bis 6000 Soldaten sollen die Region in den kommenden Tagen erreicht haben. Irak droht mit Häuserkampf um Bagdad Der irakische Verteidigungsminister General Sultan Haschim Ahmed rechnet zwar damit, dass die Alliierten die Hauptstadt in etwa fünf bis zehn Tagen eingekesselt haben. Er kündigte den Invasionstruppen zugleich einen blutigen Straßenkampf in der Hauptstadt an. Die Elitetruppen der Republikanischen Garde sollen den Angreifern dabei in und um Bagdad möglichst hohe Verluste zuzufügen, "damit diese den Preis zahlen müssen", sagte der Minister. US-Verteidigungsminister Rumsfeld deutete im Kampf um Bagdad unterdessen eine Belagerungstaktik an auch ein Hinweis für einen längeren Krieg. Das Invasionsheer werde die Stadt umzingeln und die in den Außenbezirken verschanzte Elitetruppe der Republikanischen Garde angreifen, sagte er in einer Senatsanhörung. Wenn Saddams Einheiten zerschlagen seien, könnte sich die schiitische Bevölkerungsmehrheit zu einem Aufstand ermutigt fühlen. Das könnte den US-Soldaten den verlustreichen Häuserkampf in Bagdad ersparen, erklärte Rumsfeld.