Pjöngjang/Washington. "Präventivangriffe sind nicht das alleinige Recht der USA" - mit diesem Satz schloss ein führender Vertreter des nordkoreanischen Außenministeriums gestern einen Erstschlag gegen US-Militärs nicht mehr aus, sollten die Amerikaner ihre Truppen in der Region weiter aufstocken. Damit nimmt die Krise um das Atomprogramm Nordkoreas zunehmend Besorgnis erregende Züge an. Zumal das kommunistische Regime den umstrittenen Atomreaktor Jongbjon wieder hochgefahren haben soll. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien kann das Hochfahren des Reaktors allerdings nicht bestätigen. "Wir haben leider keine Inspektoren mehr in dem Land", sagte IAEA-Sprecherin Melissa Fleming dem Abendblatt. "Wenn es aber so ist, wäre das eine sehr ernsthafte Entwicklung." In Anbetracht der aktuellen Entwicklung bezweifelt sie, dass es zu dem geplanten Krisen-Gespräch der IAEA mit Nordkorea kommen werde. "Wir werden deshalb die Sache am kommenden Mittwoch dem UNO-Sicherheitsrat übergeben", so Fleming. "Das UNO-Gremium wird dann eine Resolution gegen Nordkorea formulieren." Ungeachtet dessen stößt Pjöngjang weiter Drohungen aus. Die Regierungszeitung "Rodong Sinmun" schrieb, wenn die USA weitere Truppen in der Region stationierten, sei ein Atomkrieg "unvermeidlich". Die US-Regierung wirft dem Land dagegen vor, in Jongbjon atomwaffenfähiges Uran zu erzeugen. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bezeichnete die Lage als "gefährlich" und drohte Pjöngjang einmal mehr, die USA seien auch in der Lage zwei regionale Kriege gleichzeitig zu führen. Die Koreaner beeindruckte das allerdings nicht: "Jeder US-Angriff gegen unsere Atomeinrichtungen, die allein friedlichen Zwecken dienen, würde einen offenen Krieg provozieren", schrieb das Regierungsblatt gestern in einem Kommentar.