Der Topstratege des Terrornetzwerkes al-Qaida, Abu Jahia al-Libi, soll bei einem Drohnenangriff in Nordwaziristan getötet worden sein.

Peshawar/Washington. Die Vereinigten Staaten bestätigen: Die Nummer zwei des Terrornetzwerkes al-Qaida, Abu Jahia al-Libi, ist tot. Der Libyer sei bei einem Drohnenangriff der CIA im Nordwesten Pakistans ums Leben gekommen, hieß es am Dienstag in Washington. Bei dem Angriff im Stammesgebiet Nordwaziristan waren mehrere Häuser zerstört worden. Al-Libi wurde zweithöchster al-Qaida-Führer, nachdem der Ägypter Aiman al-Sawahiri nach der Tötung Osama bin Ladens vor einem Jahr die Führung des Terrornetzwerks übernahm. Seitdem haben die USA mehr als ein Dutzend ranghoher al-Qaida-Mitglieder getötet oder gefangen genommen.

+++Drohnenangriff galt wohl al-Qaidas Nummer Zwei+++

+++Nato-Soldaten töten Al-Qaida-Vizechef+++

Auch der pakistanische Geheimdienst hatte am Dienstag erklärt, al-Libi sei vermutlich getötet worden. Anwohner und Extremisten bestätigten, dass sich al-Libi zum Zeitpunkt des Angriffs in einem der getroffenen Häuser aufgehalten habe, hieß es aus Kreisen des Geheimdienstes. Geheimdienstmitarbeiter hätten zudem ein Telefonat eines Extremisten abgefangen, wonach offenbar ein Araber getötet worden sei. Dabei sei über den Tod eines „Scheichs„ gesprochen worden, was auf einen hochrangigen religiösen Führer verweise. „Sie haben diese Person nicht beim Namen genannt, aber wir haben uns mit einigen unserer Informanten in der Gegend kurzgeschlossen und sie glauben, dass von Libi die Rede war.“ Al-Libis Tod ist ein weiterer Erfolg für die Regierung von US-Präsident Barack Obama im Kampf gegen die al-Qaida.

Bewohner des Dorfs Hesokhel, in dem Libi umgekommen sein soll, sagten, außergewöhnlich viele Extremisten hätten sich dort nach dem Angriff am Montag eingefunden. „Normalerweise begraben sie die Leichen nach einem Drohnenangriff auf dem nächstgelegenen Friedhof“, sagte einer der Dorfbewohner. „Diesmal haben sie alle Leichen in ihre Fahrzeuge geladen und sie mitgenommen.“

Gewährsleute in Washington erklärten am Montag, bei den Attacken seien weniger als fünf Menschen getötet worden. Pakistanische Sicherheitskreise in Peshawar sprachen dagegen von acht Toten. Pakistan fordert ein Ende des Drohnenbeschusses. Aus Protest gegen die jüngsten Angriffe bestellte Pakistan am Dienstag den stellvertretenden US-Botschafter Richard Hoagland ein, wie das Außenministerium in Islamabad mitteilte. Die USA haben zuletzt innerhalb von weniger als zwei Wochen sieben Drohnenangriffe geflogen.

+++Mindestens acht Tote bei US-Drohnenangriff+++

Al-Libi wurde zweithöchster al-Qaida-Führer, nachdem der Ägypter Aiman al-Sawahiri nach der Tötung Osama bin Ladens vor einem Jahr die Führung des Terrornetzwerks übernahm. Seitdem haben die USA mehr als ein Dutzend ranghoher al-Qaida-Mitglieder getötet oder gefangen genommen. Das Weiße Haus führt eine Liste mit mutmaßlichen Terroristen, die getötet oder gefangen genommen werden sollen. Sie wird von den Streitkräften und dem Geheimdienst CIA erstellt und letztlich vom Präsidenten gebilligt. Für die Ergreifung al Libis ist eine Belohnung von einer Million Dollar ausgesetzt.

Nachdem der Libyer 2005 aus dem Gefängnis auf dem Luftwaffenstützpunkt Bagram in Afghanistan geflohen war, rief er in zahlreichen Videos zu Angriffen gegen US-Ziele auf. In Kreisen der Extremisten hat der Theologe mit Chemie-Abschluss sich einen Namen als Experte für Neue Medien gemacht. „Das ist einer der prominentesten Namen“ unter den potenziellen Zielen für Drohnenangriffe in Pakistan, sagte der ehemalige Agent des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, Paul Pillar. Der Tod al-Libis wäre „ein weiterer Grund, die pakistanische Forderung nach einem Ende des Drohnenkriegs nicht zu akzeptieren“, sagte der ehemalige CIA-Agent und US-Regierungsberater für Afghanistan und Pakistan, Bruce Riedel.

Unterdessen testeten die USA eine neue Drohne, die vier Tage fliegen können soll, ohne aufgetankt zu werden. Der im US-Staat Kalifornien absolvierte Jungfernflug der von Boeing entwickelten Phantom Eye sei der Beginn „einer neuen Ära“ für Aufklärung und Überwachung, sagte der Präsident von Boeing Phantom Works, Darryl Davis, am Montag. Die unbemannte Phantom Eye sei bereits am Freitag 28 Minuten auf eine Höhe von gut 1.200 Metern geflogen und habe dabei eine Geschwindigkeit von rund 115 Kilometern pro Stunde erreicht. Bei der Landung auf dem Luftwaffenstützpunkt Edwards in der kalifornischen Wüste sei das Fahrgestell beschädigt worden.

Mit Material von rtr/dapd