Atomstreit mit dem Iran beschäftigt diese Woche erneut Atomenergiebehörde IAEA. Die Behörde verlangt den Zugang zu der Anlage Parchin.

Wien. Yukiya Amano, der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, erwartet vom Iran eine „aktive Zusammenarbeit“ mit der Behörde bei der Untersuchung des Militärgeländes von Parchin. Das sagte Amano bei einer Pressekonferenz am Montag zu Beginn einer Konferenz des IAEA-Gouverneursrats in Wien. Bei der fünftägigen Tagung hinter verschlossenen Türen spielt der Atomstreit mit dem Iran eine wichtige Rolle. Am Freitag soll dann ein weiteres Treffen der IAEA mit iranischen Vertretern in Wien folgen, gab Amano bekannt.

IAEA-Chef Yukiya Amano forderte den Iran in seiner Eröffnungsansprache auf, den IAEA-Inspekteuren bald Zugang zu der umstrittenen Militäranlage Parchin zu gewähren. Für die IAEA hat dies höchste Priorität, weil die Behörde vermutet, dass auf dem Gelände Sprengtests mit nuklearem Material durchgeführt wurden und nun dort Reinigungsarbeiten im Gange sein könnten.

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„Die Agentur verfügt über sehr hoch entwickelte Instrumente, um kleinste atomare Teilchen zu entdecken“, sagte Amano vor Journalisten. „Andererseits stellen wir Aktivitäten in Parchin fest“, führte er aus. „Wir hegen Sorge, dass diese Aktivitäten zukünftige Untersuchungen verhindern könnten.“ Satellitenbilder vom Mai zeigten, dass auf dem Gelände unter anderem Gebäude abgerissen wurden und Erde abgetragen wurde.

Ziel der Behörde in der Auseinandersetzung mit dem Iran sei, dass alle offenen Fragen zur möglichen militärischen Dimension im Atomprogramm des Landes geklärt würden, sagte Amano. Dazu soll auch eine Vereinbarung dienen, auf die sich Amano selbst am 21. Mai bei seinem Besuch in Teheran mit dem iranischen Atom-Chefunterhändler Said Dschalili verständigt hatte. Es legt die Bedingungen fest, unter denen der Iran den IAEA-Kontrolleuren Zugang zu Anlagen, Dokumenten und Experten gewährt.

„Ich hoffe, dass das Übereinkommen so bald wie möglich unterzeichnet wird“, sagte Amano. Ob es bei dem für Freitag angekündigten Treffen in Wien dazu kommen wird, ist offen. Diplomaten hatten im Vorfeld der Tagung kritisiert, dass der Iran seit dem Treffen mit Amano keine weiteren Maßnahmen umgesetzt habe. „Der Iran sollte nunmehr konkrete Schritte ergreifen, um einen Prozess der Vertrauensbildung einzuleiten“, sagte der deutsche Vertreter am Sitz der Vereinten Nationen in Wien, Rüdiger Lüdeking.

Eine Einigung bei den Verhandlungen mit der IAEA am Freitag, die sich auf die technischen Aspekte konzentrieren, könnte sich positiv auf die politische Ebene des Atomstreits auswirken. Am 18. Juni ist eine weitere Runde der Atomgespräche mit den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Russland und China in Moskau geplant.

Westliche Länder beschuldigen den Iran, an einem geheimen Atomwaffenprogramm zu arbeiten. Ajatollah Ali Chamenei, das geistliche Oberhaupt des Irans, wies derartige Verdächtigungen am Sonntag als „Lüge“ zurück. (dpa)