Der Präsident ist zu einem nicht angekündigten Besuch in Afghanistan eingetroffen. Dort besucht er unter anderem die französischen Truppen.

Kabul. Frankreichs neuer Präsident François Hollande hat Afghanistan militärische und zivile Zusammenarbeit auch nach 2014 zugesagt, aber den Abzug französischer Kampftruppen noch in diesem Jahr bekräftigt. "Nach 2012 werden keine französischen Kampftruppen in Afghanistan mehr verbleiben“, sagte Hollande nach einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai am Freitag bei einem überraschenden Besuch in Kabul. Rund 600 afghanische Soldaten seien bis zum Jahresende bereit, die Verantwortung in der ostafghanischen Provinz Kapisa zu übernehmen.

In Kapisa sind die meisten der derzeit noch 3400 französischen Soldaten in Afghanistan stationiert. Hollande betonte in einer vom TV-Nachrichtensender BFM übertragenen Rede in der französischen Botschaft in Kabul, dass es nicht um einen vollständigen Abzug aller französischen Soldaten aus Afghanistan 2012 gehe. „Ich rede von Kampftruppen – es wird aber weiter eine militärische Präsenz geben.“ Im zivilen Bereich werde Frankreich sich künftig stärker auf Gesundheitsvorsorge, Landwirtschaft und die Stromversorgung konzentrieren.

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Karsai forderte die Truppenstellernationen auf, zu ihren Zusagen zu stehen. Hollande war am Freitagmorgen zu seinem ersten Besuch als Präsident in Afghanistan eingetroffen. Der Nachfolger von Nicolas Sarkozy wollte dabei unter anderem seine umstrittenen Pläne für den vorzeitigen Abzug der französischen Kampftruppen erläutern. Hollande hatte sie am Sonntag beim Nato-Gipfel in Chicago durchgesetzt. Sie waren eines der Wahlkampfversprechen des Sozialisten.

Die Reise war aus Sicherheitsgründen bis zuletzt geheim gehalten worden. Hollande landete am Morgen in der Hauptstadt Kabul, flog dann aber zunächst zum französischen Militärstützpunkt Nidschrab in Kapisa. Der am 6. Mai gewählte Präsident führte dort Gespräche mit Militärs und erinnerte an die 83 französischen Soldaten, die seit Beginn des Militärseinsatzes am Hindukusch ums Leben kamen.

Hollandes Pläne sehen vor, die französischen Kampftruppen schon bis Ende 2012 aus Afghanistan abzuziehen und nur noch Ausbilder am Hindukusch zu lassen. Die Nato hatte sich eigentlich darauf geeinigt, den Kampfeinsatz erst 2014 zu beenden. Dann sollen afghanische Armee und Polizei im ganzen Land die Verantwortung übernehmen.

Hollande wünsche sich trotz der Truppenabzugspläne eine langfristige Zusammenarbeit, teilte der Élyséepalast mit. Grundlage solle der Freundschafts- und Kooperationsvertrag sein, der Anfang des Jahres von Sarkozy unterzeichnet worden war. Das französische Engagement in Afghanistan trete nun in eine neue Phase ein, sagte Hollande nach Angaben des Élyséepalastes in der Provinz Kapisa.

Die Taliban hatten Hollandes Pläne am vergangene Sonntag gelobt. Die Aufständischen fordern von allen Truppenstellernationen einen sofortigen Abzug ihrer Soldaten.

Die Gewalt in Afghanistan dauerte unterdessen an. Am Freitag wurden nach offiziellen Angaben bei drei Anschlägen im Süden des Landes mindestens vier Menschen getötet und sieben weitere verletzt. (dpa)