Für die Regierung ist der Urnengang ein wichtiger Teil der von Präsident Assad eingeleiteten Reformen. Opposition sieht die Wahl als Farce.

Damaskus. Es ist das erste Mal seit der formellen Einführung eines Mehrparteiensystems: Begleitet von Explosionen und Kämpfen in mehreren Provinzen haben die Syrer am Montag ein neues Parlament gewählt. Das syrische Staatsfernsehen zeigte Bilder von wartenden Menschen vor Wahllokalen, fast 15 Millionen Menschen waren zur Wahl aufgerufen. Die Opposition lehnt die Wahlen und die jüngsten Reformen von Präsident Baschar Assad als Farce ab. Damit wolle er lediglich seine autokratische Herrschaft sichern, hieß es aus Kreisen der Regierungsgegner.

Angaben der Wahlbehörde zufolge bewarben sich mehr als 7.000 Kandidaten um die 250 Sitze im syrischen Parlament. Assad hatte vor drei Monaten eine neue Verfassung auf den Weg gebracht, die unter anderem zum ersten Mal die Gründung von politischen Parteien ermöglichte, die mit der regierenden Baath-Partei konkurrieren. Überdies wurde die Amtszeit des Präsidenten auf zweimal sieben Jahre begrenzt.

Ungewiss war zunächst, ob die Wahlen auch in Regionen stattfinden konnten, in denen es in den vergangenen Monaten zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Rebellen gekommen war. In verschiedenen Landesteilen fanden laut Aktivisten Streiks statt, um die Wahl zu boykottieren.

+++ Acht Tote bei Bombenanschlag auf Militärgelände +++

+++ Explosionen in Damaskus - elf Menschen sterben +++

Opposition kritisiert Wahl als Farce

Die Opposition rechnete nicht mit einer positiven Veränderung der Lage durch die Wahlen und forderten den Rücktritt von Präsident Assad. Die Staatsführung werde sich nicht ändern, sagte der Aktivist Mussab Alhamadee aus der Rebellenhochburg Hama. "Die Führung ist wie eine alte Frau, die versucht, Make-up aufzutragen“, sagte er. Seinen Angaben zufolge waren die Straßen in Hama am Morgen leer und die Geschäfte geschlossen.

Das syrische Parlament gilt trotz der Verfassungsänderung als schwach. Experten gehen davon aus, dass die Sicherheitsbehörden überzeugte Regierungskritiker von einem politischen Engagement abhalten werden.

Die Wahl sollte ursprünglich im März stattfinden, wurde aber wegen einer Abstimmung über die neue Verfassung verschoben. Seit März vergangenen Jahres gehen die syrische Sicherheitskräfte mit Gewalt gegen die anhaltenden Proteste im Land vor. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen kamen seitdem mehr als 9.000 Menschen ums Leben.