Ein Gericht hat geurteilt, dass der Ex-IWF-Chef freikommt - mit strengen Auflagen: Fußfessel, Kaution, Bürgschaft und Abgabe des Passes.

New York. Trotz der Einwände der Staatsanwaltschaft hat ein Gericht in New York am Donnerstag den früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn gegen Kaution von einer Million Dollar aus der Untersuchungshaft entlassen. Zwar gab es eine Reihe strenger Auflagen, doch war dem 62-Jährigen, der unter dem Verdacht der versuchten Vergewaltigung steht, die Erleichterung deutlich anzusehen. Er warf seiner Frau, der Journalisten Anne Sinclair, eine Kusshand zu. Während der Anhörung äußerte sich Strauss-Kahn nicht. Sein Anwalt sagte aber, sein Gemütszustand sei jetzt schon sehr viel besser als zu Beginn.

„Wir gehen davon aus, dass er morgen freigelassen wird“, erklärte William Taylor. Das Gericht ordnete ein umfassendes Paket an Auflagen an. Strauss-Kahn wird unter Hausarrest in einer Wohnung in Manhattan stehen. Nach Angaben seiner Anwälte handelt es sich um ein von Sinclair angemietetes Appartement in Manhattan.

Seine Anwälte hatten außerdem erklärt, der ehemalige IWF-Chef solle eine elektronische Fußfessel tragen. Laut Gerichtsunterlagen händigte er bereits seinen Pass aus. Der Richter bestand zusätzlich zur Kaution noch darauf, dass Strauss-Kahn eine Bürgschaft in Höhe von fünf Millionen Dollar hinterlegt. Ein erster Antrag auf Haftentlassung war am Montag von einer Richterin wegen Fluchtgefahr abgelehnt worden.

Die Staatsanwaltschaft erklärte am Donnerstag, die Beweise gegen ihn seien erheblich. Mit jedem Tag der Ermittlungen kämen neue hinzu. Man habe es mit einem Mann zu tun, der gemessen an seinem Betragen in diesem Fall, zu kriminellen Impulsivhandlungen neige. Mittlerweile wurde offiziell Anklage gegen Strauss-Kahn erhoben, aber noch kein Prozesstermin festgelegt.

Strauss-Kahn erschien zum Gerichtstermin in einem grauen Anzug und einem offenen, blauen Hemd. Als er den Gerichtssaal betrat, drehte er sich kurz um, um seiner Frau und Tochter zuzulächeln, die auf der Empore Platz genommen hatten. Vor dem Gerichtssaal drängten sich die Reporter. Einem Gerichtssprecher zufolge war es der größte Medienauflauf in einem Gericht seit 1980, als Mark David Chapman nach der Ermordung von John Lennon festgenommen worden war.

Strauss-Kahn wurde am Samstag festgenommen und sitzt seit Montag wegen des Vorwurfs eines sexuellen Angriffs auf ein Zimmermädchen auf der Gefängnisinsel Rikers Island ein. Die 32-Jährige hat ihn beschuldigt, sie zum Oralsex gezwungen zu haben. Strauss-Kahn hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Er trat am Mittwoch als Chef des Internationalen Währungsfonds zurück.

Wer den freigewordenen Posten besetzen soll, darüber streiten sich die Länder nun. Europa beharrt auf einem europäischen Kandidaten, wie es traditionell der Fall ist. China und Brasilien wollen einen Kandidaten aus den Schwellenländern. Die USA haben einen „offenen Prozess“ gefordert, aber noch keinen Kandidaten benannt. (dapd)

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