Immer wieder neue Versionen über Kommando-Unternehmen

Washington. Osama Bin Laden war unbewaffnet, er verbarg sich nicht hinter seiner Frau als Schutzschild, leistete jedoch Widerstand, als er von amerikanischen SEAL-Spezialtruppen erschossen wurde. Seine Frau stürzte sich auf einen der Soldaten und wurde mit einem Schuss ins Bein außer Gefecht gesetzt. So lautet die revidierte, neue Fragen aufwerfende Fassung des Weißen Hauses von dem Kommando-Unternehmen in Pakistan. US-Regierungssprecher Jay Carney schrieb die Widersprüche zu den ersten Berichten der Hast, aufklären zu wollen und "dem Nebel des Krieges" zu. Dass Bin Laden nicht bewaffnet gewesen sei, so Jay Carney, bedeute nicht, dass er sich habe ergeben wollen.

Nach pakistanischen Angaben soll eine zwölfjährige Tochter Bin Ladens die Tötung ihres Vaters mitangesehen haben. Der Terrorchef sei zunächst lebend gefasst und wenig später vor den Augen seiner Familie erschossen worden sein. Die Tochter sei es auch gewesen, die den Tod Bin Ladens bestätigt habe, sagte ein Beamter des pakistanischen Geheimdienstes ISI. Das Mädchen befinde sich mit anderen Familienmitgliedern in der Hand der pakistanischen Behörden. Noch am Montag hatte Präsident Obamas Antiterror-Berater John Brennan die Geschichte eines Showdowns mit einem um sich schießenden, feige hinter menschlichen Schutzschilden kauernden Terrorchefs verbreitet, der seit Jahren im Luxus lebte, während er von seinen Anhängern Selbstmord-Attentate verlangte.

Die 24 Mann des (aus insgesamt 79 Mitgliedern bestehenden) Kommandos sind inzwischen auf dem Washingtoner Andrews-Luftwaffenstützpunkt angekommen und dort zu ihrer Aktion befragt worden. Zugleich hat die CIA eine Sondereinheit gebildet, um mindestens zehn in Bin Ladens Anwesen sichergestellte Computer-Festplatten und andere Dokumente zu analysieren. Man habe deutlich mehr Material in dem Haus vorgefunden als erwartet, hieß es aus anomymer CIA-Quelle. Zudem seien am Leichnam Bin Ladens Telefonnummern sichergestellt worden. Es besteht die Hoffnung, Hinweise auf geplante Terrorakte zu finden.