Auf der Karibikinsel Jamaika herrscht der Ausnahmezustand. Drogenboss Christopher „Dudus“ Coke soll an die USA ausgeliefert werden.

Kingston. Der Kampf gegen die Drogenkriminalität in jamaika wird immer dramatischer. Der stellvertretende Polizeichef Glenmore Hinds sprach von einem „Krieg“ gegen die Banden. Am Montagabend wurden mindestens vier Menschen getötet, als Polizei und Soldaten ein Viertel im Stadtteil Tivoli Gardens der Hauptstadt Kingston stürmten und Barrikaden durchbrachen, die von Anhängern des gesuchten Gangsters Christopher „Dudus“ Coke errichtet wurden. Auslöser der Kämpfe war die geplante Auslieferung des Verdächtigen an die USA.

Cokes schwer bewaffnete Anhänger hatten am Wochenende mehrere Polizeiwachen in West Kingston angegriffen, einem für Bandenkriege berüchtigten Teil der Hauptstadt. Am Montagnachmittag schlugen die Sicherheitskräfte des Reggae-Paradieses dann zurück: Sie durchbrachen Barrikaden aus Stacheldraht und Schrottautos, hinter denen sich eine unbekannte Zahl von Kriminellen verschanzt hatte. Die Behörden stellten in dem umkämpften Stadtteil den Strom ab, sodass dort nach Sonnenuntergang Dunkelheit herrschte.

Militärhubschrauber mit ausgeschalteten Lichtern kreisten über der Gegend. Was innerhalb des Viertels vor sich ging, war zunächst nicht klar. Die maskierten Anhänger des mutmaßlichen Drogenbosses hatten sich seit mehreren Tagen in der Gegend gesammelt. Ihre Waffen sind denen der Sicherheitskräfte ebenbürtig. Einige der Gangmitglieder griffen die Sicherheitskräfte auch an anderen Stellen der Stadt an. Nach Angaben der Behörden wurden zwei Polizisten und ein Soldat bei den Kämpfen getötet. Mindestens sechs weitere Beamte wurden demnach verletzt.

Die Situation in Kingston hatte sich in den vergangenen Tagen verschärft, nachdem Ministerpräsident Bruce Golding seinen Widerstand gegen die Auslieferung Cokes an die USA aufgegeben hatte. Das US-Justizministerium bezeichnet Coke als einen der gefährlichsten Drogenbosse der Welt.