Kein eindeutiger Sieger nach der Wahl - regieren künftig zwei Parteien Großbritannien?

London. Für viele Briten ist eine Schreckensvision wahr geworden: Erstmals seit drei Jahrzehnten hat eine Parlamentswahl keine eindeutigen Mehrheiten erbracht. Die Konservativen von David Cameron sind zwar stärkste Kraft geworden, haben aber eine absolute Mehrheit verpasst. Die regierende Labour-Partei von Premierminister Gordon Brown erlitt eine schwere Schlappe, hat aber noch Chancen, mit einem Bündnis an der Macht zu bleiben. Zünglein an der Waage sind die drittplatzierten Liberaldemokraten, die wiederum weit weniger Sitze erhielten als erhofft.

Tory-Chef Cameron bot dem Vorsitzenden der Liberaldemokraten, Nick Clegg, ein Bündnis an. Er wolle den Liberaldemokraten "ein großes Angebot machen", sagte er. Zwar stimmten die beiden Parteien in vielen Punkten nicht überein, darunter in ihrer EU- und Immigrations-Politik. Jedoch sah Cameron auch "viele Gemeinsamkeiten". Dazu gehöre etwa das Ziel einer Reform des Wahlsystems, das kleine Parteien benachteiligt. Auch Premier Brown umwarb die Liberalen mit dem Versprechen, das Wahlsystem zu reformieren.

In einer BBC-Umfrage zeigten sich 65 Prozent der britischen Unternehmen besorgt. Sie befürchten, dass die unklaren Mehrheitsverhältnisse schnelle Entscheidungen zur Sanierung der Staatsfinanzen verhindern.