Berlin. Der ukrainische Geheimdienst will ein Attentat auf den ukrainischen Präsidenten vereitelt haben. Zwei Männer wurden festgenommen.

Es ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine keine Seltenheit mehr: Anschläge auf ukrainische Politiker. Nun sei nach Angaben ukrainischer Sicherheitsbehörden ein weiteres Attentat von Russland gegen Präsident Wolodymyr Selenskyj und andere Politiker geplant gewesen – doch sie wollen es verhindert haben.

Am Dienstag teilte der ukrainische Geheimdienst SBU mit, zwei Offiziere der für Personenschutz zuständigen ukrainischen Staatsschutzabteilung seien in diesem Zusammenhang festgenommen worden. Sie sollen gegen Geld dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB Informationen verschafft haben und hätten selbst an dem Anschlag teilnehmen sollen. Doch das „Netzwerk von Agenten“, die „die Ermordung des ukrainischen Präsidenten vorbereiteten“, habe, so der SBU, zerschlagen werden können.

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„Eine Aufgabe des FSB-Netzwerks war es, Attentäter unter den Militärs zu finden, die nahe am Personenschutz des Präsidenten sind, damit sie das Staatsoberhaupt als Geisel nehmen und dann töten könnten“, hieß es in der Mitteilung des SBU in Kiew. Den Angaben nach standen die Offiziere im Rang von Obersten. Die Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine bestätigte die Ermittlungen und die Festnahmen. Unabhängige Bestätigungen für den Vorgang außerhalb der ukrainischen Sicherheitsbehörden gab es aber nicht.

Russland-Reportagen von Jan Jessen

Geplanter Anschlag auf Selenskyj: 50.000 Dollar Belohnung

Als weitere mögliche Zielpersonen wurden SBU-Chef Wassyl Maljuk und der Leiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, genannt. Der SBU veröffentlichte angeblich abgehörte Gespräche, in denen die russische Seite einem ukrainischen Offizier 50.000 US-Dollar (46.300 Euro) für Informationen und die Teilnahme an einem Attentat anbot.

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Bekannt ist, dass Russland mit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 Selenskyj im Visier hat und Spezialkommandos nach Kiew entsandte, die den Präsidenten ergreifen oder töten sollten. Das gelang nicht. Der gefährdete Präsident wird seitdem in Kiew und auf seinen Reisen in der Ukraine und im Ausland mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen geschützt.

Im April wurde in Polen ein Mann wegen mutmaßlicher Attentatspläne auf Selenskyj festgenommen. Im August hatte der ukrainische Geheimdienst die Festnahme einer Frau gemeldet, die beschuldigt wurde, Russland bei der Planung eines Attentats auf Selenskyj unterstützt zu haben.