Berlin. Transnistrien arbeitet an einer Abspaltung von Moldau. Separatisten fordern von Moskau nun angeblich Schutz. Droht die Eskalation?

Die prorussischen Separatisten in der abtrünnigen moldauischen Region Transnistrien haben Russland nach Angaben russischer Medien um „Schutz“ gegenüber Moldau gebeten. Das Parlament des international nicht anerkannten Separatistengebiets, das an die Ukraine grenzt, stimmte am Mittwoch für eine entsprechende Resolution, aus der moldauische Medien zitierten.

Transnistrien wolle sich demnach an den russischen Föderationsrat sowie die Staatsduma wenden „mit der Bitte über die Realisierung von Maßnahmen zum Schutz Transnistriens angesichts des zunehmenden Drucks durch Moldau“. Was genau sie von Russland erwarten, war zunächst nicht klar.

Lesen Sie dazu auch: Annexion durch Putin – Wiederholt sich die Geschichte der Krim?

Geht Putins Spielzug auf? Transnistrien wendet sich mit Hilfegesuch an den Kreml

In Moldau, das zwischen der Ukraine und Rumänien liegt, dürften diese Nachrichten die Angst vor einer russischen Aggression auch auf ihrem Staatsgebiet schüren – erst recht, weil Russland bereits seit Jahrzehnten eigene Soldaten in Transnistrien stationiert hat. Die Region ist seit den 1990er-Jahren von Moldau abtrünnig.

Die Separatisten dürften ihren Hilferuf mit Putin abgestimmt haben. Tatsächlich bezeichnete Moskau den Schutz der Bewohner Transnistriens prompt als Priorität. Die Gelegenheit für Putin ist günstig. Die ukrainische Armee ist durch ausbleibende Unterstützung geschwächt wie lange nicht. Das Drehbuch wirkt dabei ähnlich dem zu Kriegsbeginn in der Ostukraine.

Bestandteil der russischen Doktrin ist es, Russen auch im Ausland durch die Armee zu schützen. Im Ukraine-Krieg droht so im schlimmsten Fall eine weitere Eskalation: Für die Ukraine eine neue Front im Südwesten nahe Odessa sowie ein Übergreifen des Konflikts auf den kleinen EU-Nachbarn Moldau.

AFP/lro

Russland-Reportagen von Jan Jessen