Berlin. In Dagestan hat ein antisemitischer Mob Passagiere aus einem Flug aus Israel angegriffen. Die überwiegend muslimische Republik gehört zu Russland.

In der Republik Dagestan hat am Sonntagabend ein antisemitischer Mob den Flughafen gestürmt, nachdem ein Flugzeug aus Tel Aviv gelandet war. An Board vermuteten sie wohl Flüchtende aus Israel. In der nordkaukasischen Region kommt es wegen des Krieges im Nahen Osten vermehrt zu judenfeindlichen Angriffen. Doch was hat es mit der autonomen Teilrepublik Dagestan eigentlich auf sich?

Dagestan ist eine überwiegend muslimisch geprägte Region im südlichen Teil Russlands. Übersetzt bedeutet Dagestan „Bergland“. Die russische Teilrepublik gehört zum Nordkaukasus. Geografisch gesehen erstreckt sich Dagestan entlang der östlichen Küste des Kaspischen Meeres und ist im Norden von Tschetschenien und im Süden von Aserbaidschan begrenzt.

Religion in Dagestan

Dagestan gehört zu den diversesten Regionen Russlands. In der Republik leben mehr als 30 verschiedene ethnische Gruppen. Die größten Gruppen bilden die Awarer, Darginer, Kumyken, Lesgier und Tabasarane. Weniger als vier Prozent der Bevölkerung hat einen russischen Hintergrund. Nach Angaben Russlands leben 3,2 Millionen Menschen in Dagestan.

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Der Islam ist die vorherrschende Religion in Dagestan. Etwa 94 Prozent der Bevölkerung ist muslimisch. Die Mehrheit sind sunnitische Muslime, es gibt aber auch eine bedeutende schiitische Minderheit, insbesondere unter den Lesgiern.

In der Vergangenheit haben auch Juden und Bergjuden in der russischen Teilrepublik gelebt. Die meisten sind jedoch ausgewandert, überwiegend nach Israel.

Sprache in Dagestan

So zahlreich die ethnischen Gruppen in der Region sind, sind auch die Sprachen. Einige der am meisten gesprochenen Sprachen in Dagestan sind Awarisch, Darginisch, Lesgisch und Turksprachen wie Kumykisch und Aserbaidschanisch. Seit dem 19. Jahrhundert dient Russisch als Amtssprache und Verkehrssprache.

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Wirtschaft und Geografie Dagestans

Die Wirtschaft von Dagestan basiert hauptsächlich auf Landwirtschaft, Viehzucht und der Förderung von Öl und Gas. Die geografische Vielfalt der Region reicht von Gebirgen und Wäldern im Westen bis hin zu dem Kaspischen Meer im Osten.

Darum gehört Dagestan zu Russland

Dagestan ist eine Teilrepublik Russlands. Schon im 15. Jahrhundert wurde die Region von Russen erkundet. 1813 wurde sie dann nach einer Vereinbarung zwischen Russland und dem Iran von Russland annektiert. 1877 war Dagestan vollständig unter russischer Kontrolle.

Als die Sowjetunion 1921 gegründet wurde, erhielt Dagestan den Status als Autonome Sozialistische Sowjetrepublik. Da Stalin keine Moscheen erlaubte, wurden sie unter ihm abgerissen, geschlossen oder in kommunistische Kulturzentren umgewandelt. Mit der Auflösung der Sowjetunion 1991 wurde Dagestan zur autonomen Republik.

Unruhen und Terrorismus in Dagestan

Während der postsowjetischen Zeit führten verschiedene Faktoren zu Instabilität in der Region. Dazu gehören langjährige Spannungen zwischen ethnischen Gruppen, organisierte Kriminalität und zunehmender islamischer Extremismus, der teilweise durch Separatisten aus dem benachbarten Tschetschenien gefördert wurde.

Im späten 20. und frühen 21. Jahrhundert führten kriminelle Banden und islamische Extremisten gewaltsame Angriffe auf politische Amtsträger, Polizisten, russische Spezialeinheiten und gelegentlich auch religiöse Führer durch. Im Jahr 2009 wurde der Innenminister der Republik ermordet.

Bombenanschläge auf Eisenbahnen und Gasleitungen zerstörten die regionale Infrastruktur. In den 2010er-Jahren kam es zu Aufständen und Terroranschlägen im Nordkaukasus, bei denen Hunderte Menschen starben und verletzt wurden.

Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine gab es in Dagestan Demonstrationen gegen die von Putin angeordnete Teilmobilmachung. Polizisten gingen mit Warnschüssen gegen die Demonstrierenden vor. 110 Männer sollten mobilisiert werden. Über weitere Aufstände wurde nicht berichtet.

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