Moskau. Mysteriöse Stürze aus dem Fenster kommen in Putins Russland ungewöhnlich häufig vor. Diesmal traf es eine hochrangige Bank-Managerin.

Der Arm der russischen Geheimdienste reicht weit. Und manch einen Kritiker des Putin-Regimes ereilt der Tod auf plötzliche und unerwartete Weise. Ein mysteriöser Sturz aus dem Fenster ist in Russland zu einer ungewöhnlich häufigen Todesart geworden. Gerüchte darüber, dass das eine Methode sei, um unliebsame Personen aus dem Weg zu räumen, gibt es immer wieder. Im vergangenen Jahr starben auf diese Art zum Beispiel Rawil Maganow, Chef der Ölfirma Lukoil, sowie der Parlamentsabgeordnete Pawel Antonow. Beide hatten die russische Invasion in die Ukraine öffentlich kritisiert.

Kristina Baikowa war Vizechefin der Loko-Bank.
Kristina Baikowa war Vizechefin der Loko-Bank. © Instagram/Kristina Baikowa

Als Kreml-Kritikerin war die Moskauer Bankmanagerin Kristina Baikowa öffentlich nicht in Erscheinung getreten. Doch auch sie starb jetzt durch einen Sturz aus dem Fenster. Dabei hatte Baikowa eine steile Karriere vorzuweisen. Mit gerade einmal 28 Jahren war sie Vize-Chefin der Loko-Bank und lebte das klassische Luxusleben der Moskauer Oberschicht, wie Fotos auf ihrem Instagram-Account zeigen. Baikowa präsentierte sich gerne vor Palmen im Bikini und zeigte, dass sie materiell nichts entbehren musste.

Kristina Baikowa stürzte aus dem Fenster ihrer Wohnung in den Tod

Das Leben der jungen Frau endete am 23. Juni abrupt, als sie aus ihrer Wohnung im elften Stock eines Moskauer Hochhauses fiel. Mehrere russische Medien berichten über die Umstände ihresTodes - und die nehmen sich recht seltsam aus. So soll Baikowa an diesem Abend einen Freund namens Andrej in ihre Wohnung eingeladen haben. Die beiden hätten geplaudert und etwas getrunken. Als Andrej kurz anderweitig beschäftigt war, sei Baikowa plötzlich aus dem Fenster gefallen. Andrej habe noch den Notarzt verständigt, doch der habe nur noch den Tod der Bankerin feststellen können.

Die genauen Todesumstände werden möglichweise für immer ein Rätsel bleiben. Klar ist allerdings, dass russische Geheimdienste beim Beseitigen von Gegnern höchst effizient arbeiten. Neben den mutmaßlich durch Agenten herbeigeführten Fensterstürzen ist Gift ein bevorzugtes Mittel. Prominentestes Opfer war etwa der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny, der dank der Hilfe der Ärzte in der Berliner Charité überlebte und seit 2021 in Russland eine langjährige Haftstrafe absitzt.

Jewgeni Prigoschin checkte in Hotel ohne Fenster ein

Angst vor einem plötzlichen Tod muss nun auch der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, haben. Nach seinem abgebrochenen Marsch auf Russland befindet sich Prigoschin nun offenbar im Exil in Weißrussland. Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des US-Senats, Mark Warner, glaubt zu wissen, dass Prigoschin in steter Angst davor lebe, Opfer eines Attentats zu werden. Prigoschin befürchtet offenbar, einesTages Baikowas Schicksal zu teilen und aus dem Fenster zu fallen. Warner glaubt, dass sich Prigoschin in der weißrussischen Hauptstadt Minsk aufhält, "in einem der einzigen Hotels, das keine Fenster hat". (tok)