Berlin. . Der Fachkräftemangel treibt auch die Bundeswehr um. Nun überrascht Wehrbeauftragte Eva Högl mit einer Idee für eine Anwerbeoffensive.

Die Wehrpflicht ist ausgesetzt. Nachwuchs zu gewinnen, ist dadurch für die Bundeswehr schwerer geworden. Die Wehrbeauftragte Eva Högl hat deshalb die Idee einer Pflichtmusterung ins Spiel gebracht.

Högls Vorbild: Schweden. Dort wird regelmäßig ein ganzer Jahrgang zur Musterung eingeladen. Wer sich als wehrfähig erwiesen hat, also körperlich und psychisch geeignet ist, kann danach selbst entscheiden lassen, ob sie oder er sich engagieren will. Natürlich müsste sich die Musterung "an alle Geschlechter richten“, erläuterte Högl gegenüber "T-Online".

Wehrpflicht: Eine Rückkehr wäre zu aufwendig

Die Aussetzung der Wehrpflicht wieder rückgängig zu machen, ist für sie keine Alternative. Der Aufwand wäre zu groß. "Wir haben nicht genügend Ausbilder und nicht genügend Infrastruktur dafür.“

Auch die Idee eines verpflichtenden Dienstjahres im zivilen oder militärischen Bereich hält die Wehrbeauftragte für konstruktiv. Zugleich sprach Högl sich dafür aus, die Sichtbarkeit der Truppe in der Gesellschaft zu erhöhen. Umso mehr ärgert sie sich über Auftrittsverbote für die Bundeswehr an Schulen wie zuletzt in Baden-Württemberg.

Verteidigungsministerin Boris Pistorius kündigte eine neue Kampagne zur Nachwuchsgewinnung für die Bundeswehr an.
Verteidigungsministerin Boris Pistorius kündigte eine neue Kampagne zur Nachwuchsgewinnung für die Bundeswehr an. © jpeg

"Jugendoffiziere informieren hervorragend über die Bundeswehr“, sagte sie. Dazu sollten sie an allen Schulen Gelegenheit haben. Dies sei keine "aggressive Werbung, sondern klärt über die Arbeit der Bundeswehr auf“.

Linke sieht in Högels Vorschlag die Vorbereitung einer Wehrpflicht

Scharfe Kritik an Högels Vorschlag kommt von den Linken. „Die von der Wehrbeauftragten geforderte verpflichtende Musterung wäre ein Schritt zur Militarisierung der Gesellschaft“, sagte der Bundesgeschäftsführer der Partei, Tobias Bank, der Nachrichtenagentur AFP. „Es besteht keine reale Gefährdungslage, die derartige Eingriffe in das Selbstbestimmungsrecht junger Menschen rechtfertigt.“

Der Linken-Politiker sieht in der Pflicht-Musterung "effektiv eine vorbereitende Maßnahme zur Wiedereinführung einer Wehrpflicht." Es sei „der falsche Weg, die Gesellschaft beispielsweise durch verpflichtende Musterungen oder die Werbung der Bundeswehr an Schulen auf militärische Konflikte auszurichten“.

Bundeswehr setzt auf Vielfalt

Am Donnerstag hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius eine neue Anwerbe-Kampagne angekündigt. Neben der Materialbeschaffung stehe die Personalgewinnung an erster Stelle. Die Bundeswehr will zum einen mehr werben, zum anderen auf Vielfalt setzen und insbesondere mehr Frauen und Menschen mit Migrationsgeschichte ansprechen. Die Bundeswehr müsse zudem ihre "Alleinstellungsmerkmale“ als Arbeitgeber hervorheben, so etwa die "besondere Sinnstiftung durch gelebte Kameradschaft“, erläuterte der SPD-Politiker.

Zur Bundeswehr zählen über 180.000 Soldatinnen und Soldaten, mit den zivilen Beschäftigten kommt sie insgesamt auf über 250.000 Angehörige. Sie zählt in Deutschland zu den größten Arbeitgebern im öffentlichen Dienst. (fmg)