Berlin. Gefährliche Eskalation im Ukraine-Krieg: Attackiert die Ukraine jetzt Moskau – oder sucht Putin einen Vorwand? Die jüngsten Vorwürfe.

Im Ukraine-Krieg droht kurz vor der erwarteten ukrainischen Offensive eine unerwartete Eskalation: Russland wirft der Ukraine einen versuchten Terroranschlag auf den Kreml in Moskau vor und droht mit Vergeltung. Sollte die Ukraine tatsächlich die russische Hauptstadt angegriffen haben, wäre das eine neue Qualität im Ukraine-Krieg, die im Westen Besorgnis auslösen müsste.

Bislang waren Angriffe der Ukraine auf anerkannt russisches Territorium und erst recht auf die Hauptstadt Moskau tabu. Entsprechend wurden auch die westlichen Waffenlieferungen zusammengestellt und auf Waffen mit kürzerer Reichweite begrenzt. Lesen Sie ebenfalls: Melnyk zur Frühjahrsoffensive – „Es gab schon viele Wunder“

Von der Ukraine gab es zunächst keine Reaktion. Steckt die ukrainische Armee nicht hinter dem Vorfall, wäre dies keine Entwarnung: Dann sucht Putin offenbar einen Vorwand, um den Waffeneinsatz im Krieg gegen die Ukraine zu eskalieren.

Ukraine-Krieg: Gefährliche Eskalation unvermeidlich?

Nach Angaben der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass soll sich der Angriffsversuch in der Nacht zu Mittwoch ereignet haben. Danach hat der Staatssicherheitsdienst mit einem elektronischen Abwehrsystem zwei Drohnen außer Gefecht gesetzt. Der russische Präsident Putin blieb unverletzt, berichtete Tass. Es habe auch sonst keine Opfer gegeben. Mehr zum Ukraine-Krieg: 86 Tote für 120 Meter: So grausam ist Putins Kriegsführung

Der Kreml erklärte in einer Mitteilung: „Wir betrachten diese Handlungen als einen geplanten Terrorakt und Anschlag auf das Leben des Präsidenten der Russischen Föderation“, heißt es in der Kreml-Mitteilung. „Die russische Seite behält sich das Recht vor, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wo und wann sie es für angebracht hält.“ Die Stadtverwaltung von Moskau kündigte an, dass sämtliche Drohnenflüge über Moskau verboten werden sollen.

Russland: Mehrere Drohnenangriffe gemeldet

Lokale und regionale Behörden in Russland haben in den letzten Monaten eine Reihe von Drohnenangriffen gemeldet. In den meisten Fällen übernahm die Ukraine nicht direkt die Verantwortung. In der Nacht zu Mittwoch griffen Drohnen Ziele auf und in der Nähe der von Russland besetzten Krim an.

Für zwei russische Unternehmer könnte es brenzlig werden. Ein Telefonat, indem die beiden über Putin lästern, wurde geleaked.
Für zwei russische Unternehmer könnte es brenzlig werden. Ein Telefonat, indem die beiden über Putin lästern, wurde geleaked. © Mikhail Klimentyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Fotos und Videos in sozialen Medien zeigen etwa einen Drohnenangriff auf einen Grenzposten in Simferopol. Die Ukraine übernahm nicht direkt die Verantwortung für den Vorfall, aber der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Andriy Chernyak, sagte am Mittwochmorgen in einer Erklärung: „Natürlich muss der Feind von der Krim abgeschnitten werden.“

Bereits rund eine Woche zuvor hatte es unbestätigte Berichte gegeben, nach denen die Ukraine einen Drohnenangriff auf Putin geplant haben soll: Am 23. April soll die Ukraine demnach versucht haben, einen Industriekomplex bei Moskau anzugreifen, wo Präsident Putin vermutet worden sei – diesen Berichten zufolge stürzte die mit Sprengstoff beladene Kamikaze-Drohne aber etwa 20 Kilometer vor ihrem Ziel ab. Lesen Sie auch: Ukrainischer Präsident Selenskyj kommt nach Berlin