Berlin. Zwar rauchen und trinken die Deutschen weniger, doch der Konsum bleibt auf hohem Niveau – obwohl der Verzicht viel Lebenszeit bringt.

Sowohl der Alkohol- als auch der Zigarettenkonsum der Deutschen sind nach wie vor hoch, obwohl immer weniger geraucht und getrunken wird. Das geht aus dem Jahrbuch Sucht 2023 hervor, das am Mittwoch von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) veröffentlicht wurde. Zwar sei der Trend positiv, jedoch setze sich Deutschland gerade beim Alkoholkonsum im Vergleich mit anderen Staaten ab.

"In Deutschland wird immer noch deutlich mehr Alkohol getrunken als im weltweiten Durchschnitt", sagt Norbert Scherbaum, Vorstandsvorsitzender der DHS. Damit gilt das Land aus Sicht des Verbands nach wie vor als "Hochkonsumland". Konkret hätten im Jahr 2020 Menschen ab 15 Jahren durchschnittlich zehn Liter reinen Alkohol zu sich genommen.

Lesen Sie auch: LSD-Therapie: Kann ein Drogentrip wirklich heilsam sein?

Bedingt durch einen starken Alkoholkonsum lebten demnach 7,9 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren in "gesundheitlich riskanter Weise." Ihr Alkoholkonsum beläuft sich bei Frauen im Schnitt auf 12 und bei Männern auf 24 Gramm pro Tag, was etwa ein bis zwei kleinen Bieren entspricht.

Rauchen: Weniger Fertig-, mehr selbstgedrehte Zigaretten

Als Gründe für den nach wie vor hohen Konsum nennt der Suchtbericht die gesellschaftliche Umgangsweise mit Alkohol als "Kulturgut". Dabei könnte der Verzicht auf Alkohol ein deutliches Plus an Lebenszeit mit sich bringen. Laut Jahrbuch könnten Frauen bei Abstinenz mit durchschnittlich 16 Jahren mehr Lebenszeit rechnen, Männer mit zehn Jahren. "Auch die Flasche Bier am Abend oder das Glas Wein zum Essen schaden dem Körper", so Alkoholforscher und Jahrbuch-Autor Ulrich John.

Ein zweiter Schwerpunkt des Suchtberichts liegt auf dem Konsum von Tabakwaren, der in Deutschland weiter rückläufig ist. Demnach rauchten in Deutschland im Jahr 2021 etwa 16 Prozent der Frauen und 22 Prozent der Männer. Insgesamt konsumierten die Deutschen rund 103,4 Milliarden Zigaretten.

Auch spannend: Neue Droge macht Menschen zu Zombies – Experten besorgt

Die Art und Weise, wie die Deutschen Tabak konsumieren, hat sich der Studie zufolge in den vergangenen 30 Jahren verändert. Im Jahr 2022 sank der Pro-Kopf-Verbrauch von Fertigzigaretten auf 791 Stück, ein Minus von 8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt rauchten die Deutschen vergangenes Jahr 65,8 Milliarden Fertigzigaretten ein Tiefststand seit der Wiedervereinigung.

Zahl der Toten durch illegale Drogen stark gestiegen

Ein leichter Anstieg ist hingegen beim Tabakverbrauch für selbstgedrehte Zigaretten zu verzeichnen. Dieser stieg um 0,9 Prozent, was 37,6 Milliarden Zigaretten entspricht. Insgesamt gaben die Deutschen 2022 rund 27,1 Milliarden Euro für Tabak aus, 7,7 Prozent weniger als im Vorjahr.

Mit den Liberalisierungsplänen der Ampel-Regierung rückte zuletzt auch Cannabis in den Fokus, wobei das Rauschmittel derzeit noch zu den illegalen Drogen zählt. Rund 4,5 Millionen Erwachsene konsumierten im vergangenen Jahr Cannabis, es ist die am häufigsten konsumierte illegale Droge.

Mehr zum Thema: Cannabis-Legalisierung: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Dagegen wirkt der Konsum von härteren Drogen wie Kokain mit 1,6 Prozent fast gering. Jedoch ist die Zahl der Toten durch illegale Drogen 2021 mit 15,5 Prozent deutlich gestiegen. Insgesamt starben 1826 Menschen durch harte Drogen, sie waren im Durchschnitt 40,8 Jahre alt.