Berlin. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt fordert neue Brennstäbe für Atomkraftwerke. Atom-Endlager stellt er grundsätzlich infrage.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hält ein Atommüll-Endlager in Deutschland unter Umständen für verzichtbar. "Ein Endlager darf nicht die einzige denkbare Lösung sein", sagte er im Interview mit unserer Redaktion. "Recycling von Kernbrennstäben kann eine Lösung sein, deshalb muss es eher um langfristige Zwischenlager gehen, um technologisch den Wertstoff Brennstäbe für die Energieproduktion der Zukunft auch nutzbar zu halten."

Es sei nicht zwingend, dass Brennstäbe "sinnlos für hunderte Millionen Jahre im Boden vergraben werden". Man könne davon ausgehen, dass technologische Möglichkeiten entwickelt würden, mit abgebrannten Brennstäben zu arbeiten. "Auf der ganzen Welt gibt es das Interesse, den Brennstab als Rohstoff weiterzuentwickeln. Dazu braucht es den Einstieg in vertiefte Forschung und nicht den Ausstieg aus ideologischen Gründen."

Atomkraft: Dobrindt will nach Bundestagswahl Atomausstieg rückgängig machen

Dobrindt kündigte an, nach einem Sieg der Union bei der nächsten Bundestagswahl den Atomausstieg rückgängig zu machen. "Die Laufzeit der Kernenergie muss verlängert werden. Dazu braucht es ein Moratorium für den Rückbau der Kernkraftwerke und eine neue Bestellung von Brennstäben. Außerdem müssen die Mitarbeiter in den Kraftwerken gehalten werden. So können wir die Atomkraft in eine echte Reserveposition bringen", sagte er.

Die Entscheidung der Ampel, die letzten Kernkraftwerke abzuschalten, sei ein schwerer Fehler, der sich bitter rächen könne. "Die Grünen haben gezeigt, dass sie immer noch die alte Anti-Atom-Sekte sind und keine Bereitschaft haben, ihre ideologischen Scheuklappen abzulegen", sagte Dobrindt.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe jetzt sogar noch die Forschungsgelder für Kernenergiethemen gestrichen. "Damit tilgt er Deutschland nicht nur von der Weltkarte für Zukunftstechnologien wie der Kernfusion, sondern streicht auch Deutschlands Beitrag für zukünftige Sicherheitsfragen rund um die Kerntechnologien", kritisierte Dobrindt. "Hier hat deutsche Technik bisher einen großen Beitrag geleistet."

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt würde im Falle eines Wahlsieges der Union den Atomausstieg rückgängig machen wollen.
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt würde im Falle eines Wahlsieges der Union den Atomausstieg rückgängig machen wollen. © FUNKE Foto Services | Maurizio Gambarini

Dobrindt: Bayern kann Isar 2 in Eigenregie betreiben

Dobrindt verteidigte die Position der bayerischen Landesregierung, das abgeschaltete Atomkraftwerk Isar II in Eigenregie weiterzubetreiben. "Die Forderung ist nachvollziehbar und absolut richtig. Es gibt eine Reihe von Ländern in Europa, die deutlich kleiner sind als der Freistaat Bayern,und Kernenergie betreiben", sagte er. "Selbstverständlich kann Bayern diese Aufgabe übernehmen. Der Bund wäre gut beraten, das Angebot des Freistaats anzunehmen und das Atomgesetz zu ändern."