Berlin . Die Flugzeuge waren längst in der Luft, da brach die Bundeswehr eine Evakuierung im Sudan ab. Plant Kanzler Scholz eine neue Mission?

Die Bundeswehr hat die Evakuierung deutscher Staatsbürger im Sudan abgebrochen. Zu riskant. Drei Flugzeuge, die bereits auf dem Weg in das afrikanische Land waren, mussten zurückkehren.

Eigentlich sollten ab Dienstag 18 Uhr die Waffen schweigen. Diese Feuerpause wollten viele Staaten nutzen, um ihre Landsleute aus dem Sudan zu holen und in Sicherheit zu bringen. Auch Deutschland. Aber dann brachen neue Kämpfe zwischen zwei mächtigen Generälen des Landes und ihren Einheiten aus, nicht zuletzt am Flughafen.

Kanzler Scholz verspricht: Werden auch anderen Staaten helfen

Im Auswärtigen Amt entschied der Krisenstab daraufhin, die dramatische Rettungsmission abzubrechen. Schätzungsweise 150 Deutsche stecken jetzt in der Falle – mitten in der Kampfzone – und bangen um ihr Leben. Es sind überwiegend Diplomaten, Bundespolizisten, Entwicklungshelfer oder UN-Mitarbeiter.

Offenbar erwägt die Bundesregierung aber einen neuen Anlauf. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete am Abend die Lage im Sudan als schwierig und bedrohlich. Der Gewaltausbruch sei auch für Bürger anderer Staaten gefährlich. "Deshalb fühlen wir uns schon verpflichtet, die Möglichkeit zur Ausreise im Kopf zu haben und dazu beizutragen, dass das funktionieren kann. Wenn wir was machen, werden wir das nie nur auf uns selbst beziehen.“ Scholz deutete am Rande eines Besuchs in Portugal an, dass die Bundeswehr auch Angehörigen anderer Staaten helfen würde.

150 Deutsche stecken in der Kampfzone fest: Drei Szenarien zu ihrer Rettung

Einerseits ist die Botschaft in Khartum bisher verschont geblieben. Andererseits sollen laut "Spiegel" die Nahrungs- und Wasservorräte in der diplomatischen Vertretung schwinden. Und die Situation kann sich weiter zuspitzen, weil sowohl die Kämpfe als auch die Zahl der betroffenen Deutschen zunehmen könnten. Erfahrungsgemäß schwanke die Zahl in solchen Konfliktsituationen sehr stark "und kann jederzeit auch noch weiter nach oben gehen“, sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amts. Drei Szenarien sind möglich:

  • Die internationalen Friedensbemühungen sind erfolgreich, die Auseinandersetzungen lassen nach. Es kommt zu einer Waffenruhe, damit öffnet sich ein Zeitfenster für eine kontrollierte Rettungsaktion.
  • Die Situation verschärft sich, eine Evakuierungsmission muss militärisch abgesichert werden. Im Klartext: Mit Waffengewalt. Bei der Luftwaffe wird diskutiert, Fallschirmjäger-Einheiten einzusetzen. Möglicherweise kommt es dann zu einer abgestimmten Aktion von mehreren Staaten.
  • Ein Anflug ist nicht mehr möglich. Die deutschen Staatsbürger müssen den Sudan auf dem Landweg verlassen, sich etwa zum größten Hafen Port Sudan durchschlagen – 800 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.

Für einen robusten Einsatz braucht die Bundeswehr wohl ein Mandat des Bundestages

Am Mittwoch standen die Chancen zunächst gut. Drei A400M-Transporter starteten am frühen Morgen in Wunstorf. Ziel: Khartum. Nach einem Tankstopp in Griechenland wurde dann der Abbruch der Mission angeordnet. Für eine neue Mission und einen dann vielleicht "robusten Einsatz" bräuchte die Bundeswehr wohl ein Mandat des Deutschen Bundestages.

Bei den seit fünf Tagen tobenden Kämpfen wurden den Vereinten Nationen zufolge mindestens 270 Menschen getötet und 2600 verletzt, darunter ein Mitarbeiter der Europäischen Kommission: Ein Belgier, der angeschossen und schwer verletzt wurde, laut "New York Times“ aber nicht mehr in Lebensgefahr schwebt. (fmg)