Berlin. Putin lebt in fast schon paranoider Angst. Die Aussagen eines geflohenen Offiziers von Russlands Präsidentengarde sorgen für Aufsehen.

Russland ist von einem großen Teil der Welt abgeschottet. Seit seinem Angriff auf die Ukraine wurde das Land vor allem von der westlichen Welt isoliert. Ähnlich verhält es sich auch mit Informationen, die aus Russland kommen, insbesondere wenn es um Wladimir Putin geht. Umso mehr sorgen Veröffentlichungen und Details über Putin für Aufsehen – ob sie nun stimmen oder nicht. Oftmals lassen sich die spärlichen Informationen kaum oder gar nicht verifizieren. So verhält es sich auch jetzt mit einem auf dem Dossier Center (DC) veröffentlichten Interview mit einem angeblichen Offizier, der bei der russischen Präsidentengarde FSO eingesetzt wurde.

Gleb Karakulow, wie er in dem Interview genannt wird, spricht darin über Informationen aus der engsten Führungsriege Putins und gibt Einblicke in das Seelenleben des russischen Herrschers, der seine Informationen "ausschließlich aus seinem engsten Kreis" beziehe. Was das Interview, so besonders macht: So isoliert wie Russland und Putin international sind, so rar sind auch die Informationen über ihn wie etwa zu seinem Gesundheitzustand, über den es immer wieder Spekulationen gibt.

Putin soll gesünder als viele Menschen in seinem Alter sein

Auch dazu äußert sich Karakulow, der unter dem Deckmantel einer Geschäftsreise im Herbst 2022 mit seiner Frau die Möglichkeit der Flucht aus Russland genutzt habe. Demnach sei Putin zwar sehr um seine Gesundheit besorgt, was seinen Aussagen zufolge in Bezug auf Corona fast schon paranoide Züge habe. Wer sich mit Putin treffen wolle, müsse sich zuvor in eine 14-tägige Quarantäne begeben, mehrfach müssten sich enge Mitarbeiter mittels PCR-Test testen lassen. Corona habe Putins Verhalten stark beeinflusst. Seitdem lebe er isoliert von der Welt, wodurch sich sein Blick auf die Welt verzerre. Anzeichen einer Erkrankung bei Putin habe der ehemalige Offizier aber nicht erkennen könne, der 70-jährige Putin sei offenbar gesünder als viele andere Menschen in seiner Altersklasse.

Auch abseits davon gibt das Interview viele Einblicke, die für Aufsehen sorgen. Karakulow, der seit 2009 an der Seite Putins gearbeitet habe und wegen des Angriffs auf die Ukraine aus dem Land geflüchtet sei, erzählt etwa, dass der russische Präsident kein Handy benutzen würde. "Jedenfalls habe ich in all meinen Dienstjahren keines gesehen.“ Auch das Internet nutze Putin nicht. Karakulow müsste das ziemlich genau wissen, soll er doch für die Absicherung der Kommunikation Putins auf Reisen verantwortlich gewesen sein, wie er sagt. Diese fänden seit 2015 vorrangig mit einem Sonderzug Putins statt, dessen Ausstattung bereits in der Vergangenheit für Aufregung gesorgt hatte, der Karakulow zufolge von außen aber wie ein normaler Zug aussehe. Damit er nicht auffalle.

Putin verfügt über mehrere identisch eingerichtete Büros

Was Karakulow noch alles über Putin verrät? Hier sind einige der Aussagen im Überblick:

  • Putin soll auf jeder Auslandsreise eine Telefonzelle mitnehmen, die aufgrund ihrer Größe nicht gerade leicht zu transportieren sei.
  • Der russische Präsident soll den Aussagen zufolge über mehrere Residenzen verfügen, die alle identisch aussehen, damit niemand erkennen kann, wo er sich gerade befindet.
  • Putin geht erst spät nachts in Bett und habe ein hohes Arbeitspensum, wie Karakulow sagt.
  • Es gibt gezielte Desinformation, was vermeintliche Reisen von Putin angeht, um Anschläge zu verhindern und Geheimdienste zu irriteren.

Karakulow erzählt weiter, dass bei ihm in den vergangenen Jahren starke Zweifel an der Politik Russlands aufgekommen seien, die sich durch den Angriff auf die Ukraine sich nur noch vergrößert und dann ihren Höhepunkt erreicht hätten. Schließlich habe er sich zur Flucht entschieden – trotz Widerstand aus der eigenen Familie. „Ich konnte keine Kompromisse mehr machen und diesem Präsidenten dienen.“

NameWladimir Wladimirowitsch Putin
Geburtsdatum7. Oktober 1952
GeburtsortSankt Petersburg
SternzeichenWaage
AmtPräsident der Russischen Föderation
Im Amt seit2000 (Unterbrechung von 2008 bis 2012)
FamilienstandGeschieden, mindestens zwei Kinder
Größeca. 1,70 Meter

Wie viel Wahrheit wirklich in den Aussagen Karakulows –seine Identität wurde vom Dossier Center überprüft und verifiziert – steckt, lässt sich nur schwer sagen. Immerhin decken sich einige Aussagen mit bereits bekannten Informationen und Vermutungen wie etwa zum Sonderzug Putins oder aber, dass Putin über mehrere Büros verfügt, die genau gleich aussehen. Karakulow selbst hat eine klare Meinung zum Angriff auf die Ukraine, den er "unbegreiflich" finde, aber auch zu Putin selbst. Dieser sei ein "Kriegsverbrecher". (bekö)