Berlin. Für eine vermeintliche Affäre zahlte Donald Trump Stormy Daniels Schweigegeld. Wer ist die Frau, die Trump auf die Anklagebank bringt?

„Space Nuts“ oder „Partly Stormy“, um nur einige Filmtitel aus der Karriere von Stormy Daniels zu nennen, lassen durch ihre erotisch-amüsante Unbeschwertheit wohl kaum darauf schließen, dass die ehemalige Pornodarstellerin bald den einst mächtigsten Mann der Welt zu Fall bringen könnte. Doch 17 Jahre nach einem angeblich verhängnisvollen Golfturnier hat Daniels eines geschafft: Donald Trump ist der erste Ex-Präsident der USA, der auf der Anklagebank sitzt.

„Die Pussy hat zurückgeschlagen“, sagte Daniels zuletzt der britischen Times und bezog sich damit auf das viel beachtete Video von 2005, in dem Trump mit der Aussage „Grab them by the pussy“ seine sexuellen Übergriffe bagatellisierte. Ein Jahr nach der Entstehung des Videos traf die damals 27-jährige erstmals auf ihren späteren Widersacher. Golf und Luxusressort – dafür war Trump damals an den Lake Tahoe zwischen Kalifornien und Nevada gereist. Doch das war ihm laut Daniels nicht genug.

Donald Trump war beim Treffen mit Stormy Daniels verheiratet

Laut Daniels öffnete der über 30 Jahre ältere Trump ihr die Tür seiner Suite bereits im Schlafanzug. Dann sei es „zum vielleicht am wenigsten beeindruckenden Sex gekommen, den ich je hatte“, sagte sie später. Trump bestreitet die Affäre bis heute. Zum damaligen Zeitpunkt führte er bereits seine dritte Ehe. Kurz zuvor hatte Melania Trump ihren gemeinsamen Sohn Barron zur Welt gebracht. Lesen Sie auch: Anlage gegen Donald Trump – Der Tag im Liveblog

Die heute 44-jährige Daniels, die mit bürgerlichem Namen Stephanie Clifford heißt, wuchs in Baton Rouge im Südstaat Louisiana bei ihrer Mutter auf. Als Kind sei sie stark vernachlässigt worden, wie sie später in ihrem Memoiren schreibt. Im Alter von neun Jahren sei sie von einem älteren Mann vergewaltigt worden. Später schlug sie sich als Erotik-Tänzerin durch, bis sie Anfang der 2000er nach Los Angeles zog. Dort wurde sie zu einer festen Größe der Porno-Branche, spielte in zahlreichen Filmen mit und führte Regie.

Der damalige Präsident Donald Trump bestreitet die Affäre mit Stormy Daniels.
Der damalige Präsident Donald Trump bestreitet die Affäre mit Stormy Daniels. © dpa | Evan Vucci

Nach eigenen Angaben erhoffte sich Daniels einen Karrieresprung, als sie in jenem Luxusressort auf den mächtigen Milliardär Trump stieß. „Ich bin kein Opfer“, sagte Daniels in eine TV-Interview. Ein Auftritt in seiner Reality-Show „The Apprentice“ wirkte für sie verlockend. Jedoch ist es dazu nie gekommen.

Donald Trump zahlte Daniels 130.000 Dollar Schweigegeld

Zehn Jahre später wurde Trump plötzlich als aussichtsreicher Kandidat für das Weiße Haus gehandelt, dem eine Affäre als verheirateter Mann im Wahlkampf wohl nicht gut zu Gesicht gestanden hätte. 130.000 Dollar Schweigegeld zahlte Trumps damaliger Anwalt Michael Cohen an Daniels, um die unliebsame Erzählung zu vertuschen. Ob die Affäre tatsächlich stattgefunden hat, ist bis heute unklar. Doch sowohl Cohen als auch Trump haben die Zahlung, die zentraler Gegenstand der Anklage ist, eingeräumt. Auch interessant: Rivalen in Angst – Anklage könnte Trump Aufwind geben

Auf Daniels sei massiver Druck ausgeübt worden, nachdem sie ihre Schweigegeldzahlung erhalten hatte. Auch Gewalt wurde ihr nach eigenen Angaben angedroht. Öffentlich schimpft Trump seine Widersacherin gerne „Pferdegesicht“ und wiegelt seine Anhängerschaft auf. Regelmäßig erhält Daniels Morddrohungen.

Aber auch Daniels schießt immer wieder ein rhetorisches Feuerwerk auf den Ex-Präsidenten. „Winzling“ nannte sie ihn, was durch ihre angeblich intimen Einblicke nicht nur auf die Körpergröße des Ex-Präsidenten abzielt.

Donald Trumps ehemaliger Anwalt: Michael Cohen zahlte Stormy Daniels 130.000 Dollar Schweigegeld.
Donald Trumps ehemaliger Anwalt: Michael Cohen zahlte Stormy Daniels 130.000 Dollar Schweigegeld. © dpa | Yuki Iwamura

Für Daniels ist der Fall Trump nicht nur Fluch, sie konnte dadurch weitrechende gesellschaftliche Bekanntheit erlangen. Mehrmals hatte Trump versucht, sie auf ihr Image als Porno-Star zu reduzieren: „Können Sie sich an ein einziges Mal erinnern, bei dem ,Pornostar’ nicht vor meinem Namen stand?“, merkte Daniels im Interview mit der Times kritisch an. Mittlerweile aber hatte sie einen Auftritt in der berühmten Comedy-Show „Saturday Night Live“. Demnächst moderiert sie eine Dating-Show für schwule Männer. Lesen Sie auch den Kommentar: Die Anklage gegen Trump muss der Anfang vom Ende seiner Polit-Karriere sein

Trump, der den Sturm auf das Kapitol und den Fund vertraulicher Unterlagen in seiner Privatresidenz Mar-a-Lago juristisch heil überstanden hat, wird nun ausgerechnet von den Aussagen der Pornodarstellerin Daniels an die Wand gestellt. Mit Champagner hat Daniels die Anklage gefeiert. Triumphierend sagte sie der Times: „Ich bin stolz.“