Berlin. Streiks legen am Freitag weite Teile des Flugverkehrs lahm. Die Gewerkschaft Verdi kämpft so für höhere Löhne im öffentlichen Dienst.

  • Die Gewerkschaft Verdi hat am späten Donnerstagabend mit Streiks an Flughäfen begonnen
  • Betroffen sind München, Frankfurt am Main, Hamburg, Stuttgart, Dortmund, Hannover und Bremen
  • Der Münchner Flughafen kündigte an, seinen regulären Betrieb am Freitag einzustellen

Seit Donnerstagabend streiken an sieben deutschen Flughäfen Mitglieder der Gewerkschaft Verdi. Der Flugverkehr in Deutschland ist damit weitgehend lahmgelegt, zwei Drittel des täglichen Passagieraufkommens gehen über die bestreiken Standorte, Frankfurt am Main, München, Stuttgart, Hamburg, Dortmund, Hannover und Bremen.

Hier wird voraussichtlich ein Notdienst für militärische Flüge, Sicherheitslandungen oder medizinische Flüge vorgehalten. Rund 300.000 Menschen nach Schätzungen des Flughafenverbandes ADV von den Ausfällen betroffen.

Keine Starts und Landungen in München

München stellt seinen Betrieb am Freitagmorgen bis 1.00 Uhr Nacht komplett ein. Lediglich Sonderflüge, darunter Hilfsflüge und Flüge für medizinische, technische und sonstige Notfälle sowie Flüge für die Münchner Sicherheitskonferenz würden nach wie vor starten. Einem Sprecher der Flughafengesellschaft zufolge waren für Freitag über 700 Starts und Landungen in München angesetzt.

An den übrigen Flughäfen dürften entsprechend Flüge an die genannten Ziele ausfallen. Der Luftverkehr in Urlaubsgebiete kann aber stattfinden.

Verdi-Chefin: „Beschäftigten machen gemeinsam Druck“

Hintergrund für die Streiks sind der Gewerkschaft zufolge die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen sowie örtliche Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste und die bundesweiten Verhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit. Für alle drei Beschäftigten-Gruppen werden zurzeit Tarifverhandlungen geführt.

Vor einem Himmel, an dem keine Flugzeuge unterwegams sind, findet im Juli 2022 am Frankfurter Flughafen eine Verdi-Kundgebung statt.
Vor einem Himmel, an dem keine Flugzeuge unterwegams sind, findet im Juli 2022 am Frankfurter Flughafen eine Verdi-Kundgebung statt. © Frank Rumpenhorst/dpa

Verdi und der Beamtenbund fordern 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Die Laufzeit soll zwölf Monate betragen.

„Die Beschäftigten machen gemeinsam Druck auf die jeweiligen Arbeitgeber, weil in den bisherigen Verhandlungen keine Ergebnisse erzielt werden konnten“, erklärte Verdi-Vizechefin Christine Behle. Unter anderem solle erreicht werden, dass die Arbeitgeber im öffentlichen Dienst bei der nächsten Verhandlungsrunde in der kommenden Woche ein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen. Zu den von diesen Verhandlungen betroffenen Beschäftigten gehören beispielsweise die Flughafen-Feuerwehren.

Flughafen-Streiks: Was die Gewerkschaft fordert

Auch die Arbeitgeber der Bodenverkehrsdienste und der Luftsicherheit müssten mehr Geld auf den Tisch legen, forderte Behle. So herrsche bei den Bodenverkehrsdiensten, die unter anderem das Be- und Entladen sowie Betanken der Flugzeuge sichern, nach wie vor ein katastrophaler Arbeitskräftemangel. Die Auswirkungen hätten viele Reisende vor allem im vergangenen Sommer deutlich gespürt. Um dies nicht noch einmal zu erleben, sei eine „attraktive Lohnerhöhung“ nötig, forderte die Verdi-Vizechefin.

Als Blaupause könnte der Abschluss für den Berliner Flughafen gelten: mit 360 Euro monatlich mehr und einer Inflationsausgleichsprämie von 2500 Euro.

Die Beschäftigten der Luftsicherheit wiederum hätten Anspruch auf eine Erhöhung der Zuschläge in den Manteltarifverträgen, was ihnen die Arbeitgeber bislang verwehrt hätten.

Die Gewerkschaft verweist auf angeblich fruchtlose Verhandlungen über Zuschläge und weitere Bestimmungen im Manteltarifvertrag, nachdem sie im vergangenen Jahr hohe Gehaltssteigerungen durchgesetzt hatte. Der Arbeitgeberverband BDLS weist den Vorwurf mangelnder Kooperation zurück.

Die Gewerkschafterin warb zugleich um das Verständnis der Fluggäste, die durch den Streik „leider“ getroffen würden. Um die Belastungen für sie möglichst gering zu halten, sei der Arbeitskampf bereits jetzt angekündigt worden. Dies solle Reisenden das Umstellen auf Alternativen ermöglichen.

Streiks an Flughäfen: Was passiert mit Hilfslieferungen in die Türkei?

Die Hilfslieferungen ins türkisch-syrische Erdbeben sollen, laut Verdi, von den Streiks nicht betroffen sein. Dafür werde die Gewerkschaft den Arbeitgebern Notdienstvereinbarungen anbieten. (lro/AFP)