Washington. Innerhalb einer Woche hat das US-Militär vier Flugobjekte vom Himmel geholt. Über die Herkunft gibt es weiterhin wilde Spekulationen.

Jahrzehntelang haben die Amerikaner kein „Flugobjekt" am Himmel über den USA abgeschossen. Jetzt plötzlich kracht es binnen gut einer Woche vier Mal. F-22- und F-16-Kampfjäger haben mit Sidewinder-Raketen zugeschlagen.

Beim chinesischen Spionage-Ballon, mit dem alles anfing, gibt es erste Informationen. Die anderen Abschüsse (Herkunft und Ziele der Objekte, die am Freitag, Samstag und Sonntag eliminiert wurden, sind unbekannt) bleiben so nebulös, dass Spekulationen ins Kraut schießen: Außerirdische - oder wieder Peking?

Im Kongress in Washington wächst die Unruhe. Demokraten wie Republikaner verlangen, dass Präsident Biden Rechenschaft ablegt über das, was da vom Himmel geholt wurde - und warum.

Flugobjekte über USA: Hintergründe noch unklar

Militärs und Regierung haben sich auf die Position zurückgezogen, dass es sich in allen Fällen um eine Verletzung der Souveränität amerikanischen Luftraums handelte und je nach Flughöhe des Objekts Gefahren für die zivile Luftfahrt bestanden hätten.

Aber: Keines der abgeschossenen Objekte trug nach bisheriger Schilderung des Pentagon Waffen. Über die Trümmerteile weiß man noch wenig. Die Bergung in den von extremer Kälte geprägten Absturz-Gegenden (Alaska, Yukon-Territorium etc.) dauert an. Experten vermuten, dass die Untersuchungen Monate dauern und die Resultate höchster Geheimhaltung unterliegen werden. Beteiligt sind an den Ermittlungen neben dem Pentagon auch die Bundespolizei FBI und, weil Kanada betroffen ist, die „Royal Canadian Mounted Police”.

Die Frage, warum plötzlich so viele unidentifizierte Flugobjekte gesichtet werden, scheint teilweise beantwortet. Nach dem Abschuss des China-Ballons hat das Pentagon die Radar-Überwachung verändert, um auch kleinere oder sich langsamer fortbewegende Objekte zu erfassen. Das sagte Melissa Dalton, Vize-Ministerin im Heimatschutzministerium am Sonntagabend.

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US-General schließt Aliens nicht aus

Für Aufsehen sorgte Glen VanHerck, der Kommandeur des für die Abschüsse zuständigen „Nordamerikanischen Luftverteidigungskommando” (Norad). Auf die Frage, ob Außerirdische dahinter stecken, sagte er. „Ich habe zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts ausgeschlossen.” Später ergänzte ein Militär abschwächend, dass es keine Hinweise auf „Aliens oder extraterrestrische Aktivitäten” gebe.

Dennoch gibt es viele Spekulationen. Luis Elizondo, der lange Zeit ein geheimes UFO-Aufspür-Programm im Pentagon leitete, sagt, dass Rivalen wie China oder Russland solche Flugobjekte gehäuft in den US-Luftraum schickten, um die Reaktion der Regierung in Washington zu testen: Wie schnell werden die Eindringlinge erkannt, wie schnell wird der Abschuss befehligt?

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Andere Stimmen verweisen auf offizielle Berichte der Regierung über sogenannte „unidentified aerial phenomena” (UAP), früher kurz Ufos genannt. Danach gab es laut Regierung seit 2021 rund 370 auf den ersten Blick nicht erklärbare Vorfälle im US-Luftraum. Nachuntersuchungen ergaben, dass in 26 Fällen Drohnen und in 163 Fällen Ballons unterwegs waren. Über 170 Ereignisse konnten bis heute laut Geheimdienst-Koordinatorin Avril Haines nicht eindeutig zugeordnet werden.