Brüssel/Straßburg. Die Vizepräsidentin des EU-Parlaments ist ihres Amtes enthoben worden. Doch Kaili weist alle Vorwürfe zurück. Sie hat eine Erklärung.

Im Korruptionsskandal des EU-Parlaments ist die inhaftierte Vizepräsidentin Eva Kaili ihres Amtes enthoben worden. Das Parlament stimmte am Dienstag in Straßburg mit großer Mehrheit für die Absetzung der 44-jährigen Griechin. Sie sitzt seit Freitag wegen des Vorwurfs der Korruption, Geldwäsche und Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung im Gefängnis, ebenso wie drei weitere Beschuldigte. Die belgische Justiz wirft Kaili vor, Bestechungsgelder aus Katar angenommen zu haben, mit denen der Golfstaat Entscheidungen des EU-Parlaments beeinflussen wollte. Für die Absetzung vom Vizepräsidentenamt in einem beschleunigten Verfahren war eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig, die deutlich erreicht wurde.

Doch Kaili beteuert jetzt ihre Unschuld. Ihr Anwalt Michalis Dimitrakopoulos erklärte in Athen: „Ihre Position ist, dass sie unschuldig ist und dass sie nichts mit Bestechung aus Katar zu tun.“ Wie die Beschlagnahme von großen Mengen Bargeld in Kailis Wohnung und bei ihrem Vater zu erklären ist, ließ der Anwalt offen. Er habe keine Kenntnis, ob und wie viel Geld gefunden worden sei. Kailis Vater war am Freitag von der Polizei gestellt worden, als er einen Koffer mit Bargeld in einem Brüsseler Hotel in Sicherheit bringen wollte; in Kailis Wohnung fanden die Ermittler mehrere Taschen mit Bargeld.

Hintergrund: Neue Durchsuchungen: EU-Korruptionsskandal weitet sich aus

EU-Korruptionsskandal: So erklärt sich Kaili jetzt für unschuldig

Nach griechischen Medienberichten hat die sozialistische Europaabgeordnete in ersten Vernehmungen ihren Partner Francesco Giorgi für das in ihrer Wohnung gefundene Geld verantwortlich gemacht. Dieser habe ohne ihre Beteiligung mit seinem früheren Chef, dem ehemaligen Europaabgeordneten Pier Antonio Pancheri, und Vertretern Katars zusammengearbeitet. Pancheri gilt mit seiner Menschenrechtsorganisation Fight Impunity als Strippenzieher im Korruptionsskandal: Der 67-Jährige, der sich jetzt ebenfalls in Untersuchungshaft befindet, soll als Teil einer kriminellen Vereinigung bei Abgeordneten für die Interessen Katars und auch Marokkos interveniert haben. Allein in Panzeris Brüsseler Wohnung stellten die Ermittler in einem Safe 500.000 Euro sicher.

Kaili erklärte den Berichten zufolge, sie sei von den Enthüllungen überrascht worden. Ihre Schwester Mantelena Kaili gab in Athen eine Unterstützungserklärung ab: „Da ich die Moral und Persönlichkeit meiner Schwester kenne, kann ich nicht glauben, dass die Anschuldigungen, die ihr zugeschrieben werden, und die Absichten dahinter wahr sind.“ Der Fraktionschef der EVP-Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber (CSU), mahnte eine umfassende Untersuchung an. Noch lägen in dem Skandal nicht alle Fakten auf dem Tisch, sagte Weber. (ck)