Washington. Russische Militärs sprachen über einen Nuklear-Einsatz. US-Geheimdienste sehen darin „Verzweiflung“ über Kriegsverlauf in Ukraine.

Im Ukraine-Krieg haben hochrangige russische Militärs nach Informationen von US-Geheimdiensten über den Einsatz taktischer Nuklearwaffen diskutiert. Das berichtet die „New York Times“ unter Berufung auf Regierungsbeamte in Washington. Präsident Joe Biden und sein Sicherheitsteam zeigten sich besorgt, schreibt das Blatt, offenbare der Tatbestand doch die „Verzweiflung“ des Kremls über die militärische Lage im Krieg gegen Kiew.

Über Details der russischen Abwägungen, eventuell Atomwaffen mit begrenzter Schlagkraft einzusetzen, wurde zunächst nichts bekannt. John Kirby, der zuständige strategische Kommunikator des Weißen Hauses, gab auf Anfrage keinen Kommentar dazu ab.

CIA: Atomwaffen-Einsatz aus Verzweiflung über Rückschläge möglich

Zuvor hatte der Direktor des Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, gesagt, dass Wladimir Putins „mögliche Verzweiflung“ über Rückschläge im Ukraine-Krieg zum Einsatz taktischer Nuklearwaffen führen könnte.

Russland besitzt davon etwa 2000 Stück. Seit 75 Jahren ist in keinem Konflikt eine solche Waffe zum Einsatz gekommen. Die Biden-Regierung hat Moskau mehrfach vor einem Präzedenzfall gewarnt. Das Weiße Haus sprach von „verheerenden Konsequenzen“ für Russland, ohne Details zu nennen.

Weiterlesen: Riskante Drohgebärden – Nato und Russland üben den Atomkrieg

Putin selbst hatte vor wenigen Tagen in einer Rede erklärt, dass Moskau sich nicht auf einen Einsatz von Atomwaffen vorbereite. „Wir sehen keine Notwendigkeit dafür. Es macht keinen Sinn, weder politisch noch militärisch“, sagte er.

In Washington wurden die Äußerungen als Taktik interpretiert. Putin persönlich habe seit Kriegsbeginn Ende Februar mehrfach mit der nuklearen Option gedroht. Nach globaler Verängstigung und Empörung versuche der russische Präsident die Wogen nun zu glätten, hieß es in Regierungskreisen.

Mehr zum Thema: So funktionieren Atom- und Wasserstoffbomben

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.