Berlin. Mithilfe von Fracking könnte in Deutschland mehr Erdgas gefördert werden. Wie funktioniert das und was sind die Vor- und Nachteile?

Erdgas wird in Deutschland knapper, die Gaspreise steigen. Ein Problem: Der Großteil muss derzeit aus dem Ausland eingeführt werden. Nur knapp fünf Prozent des fossilen Erdgases wurden im vergangenen Jahr in Deutschland gewonnen, gibt der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) an.

Vor diesem Hintergrund nimmt eine bekannte Diskussion neu an Fahrt auf: Wäre das sogenannte Fracking eine sinnvolle Lösung, um die Versorgung mit eigenen Rohstoffen auszubauen? So wird etwa in den USA mit dieser Methode bereits der Großteil des Erdgases gefördert.

Auch in Deutschland melden sich zunehmend Stimmen mit der Forderung, die Möglichkeiten des Frackings im Inland erneut auf den Prüfstand zu stellen. So sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner im Interview mit unserer Redaktion: „Fracking ist ökologisch verantwortbar“.

Was genau versteht man unter Fracking? Welche Bedenken haben Kritiker bei der Fördermethode? Und was besagen die Gesetze zum Fracking, die 2017 nochmals verschärft worden sind?

Fracking: So funktioniert die umstrittene Förderung von Erdgas und Öl

Fracking wird auch als hydraulische Bohrlochbehandlung bezeichnet. Bei dem umstrittenen Verfahren wird eine Flüssigkeit, meist versetzt mit Chemikalien, unter hohem Druck durch ein Bohrloch in einer Lagerstätte für Erdgas oder Erdöl eingepresst.

Aufgrund des hohen Drucks entstehen im Speichergestein feine Risse. Über diese fließt das gelagerte Erdgas- oder -öl zum Bohrloch. Fracking wird entweder eingesetzt, um eine Förderung des Rohstoffs erst zu ermöglichen oder aber um die Fördermenge zu erhöhen.

Niedersachsen ist das Bundesland mit den größten Erdgasvorkommen. Dort fanden zwischen 1961 und 2011 mehr als 320 Förderungen statt, in einer Tiefe von 1000 bis 5000 Metern.

Beim Fracking wird Erdgas aus Gesteinsschichten gewonnen. Die Folgen für die Umwelt sind noch nicht umfassend geklärt.
Beim Fracking wird Erdgas aus Gesteinsschichten gewonnen. Die Folgen für die Umwelt sind noch nicht umfassend geklärt. © picture alliance / AP Photo | Brennan Linsley

Die beim Fracking eingesetzte Flüssigkeit besteht aus Wasser, Sand und chemischen Zusätzen (0,5 bis 2 Prozent). Enthaltene Hilfsstoffe sollen das Herauslösen von Mineralien aus dem Speichergestein verhindern, den Transport und die Ablagerung von Sand als Stützkörper gewährleisten und das Bakterienwachstum in der Lagerstätte unterdrücken. Auch interessant: Rund 50 Umweltgruppen fordern vollständiges Fracking-Verbot

Kritiker sehen durch Fracking die Umwelt stark beeinträchtigt. Neben Verunreinigung von Grund- und Trinkwasser werden die Lärm- und Luftemissionen sowie der große Flächen- und Wasserverbrauch bemängelt. Außerdem steige das Risiko von Erdbeben. Ein Grund: Durch die Erdgasförderung kommt es in manchen Gebieten zu einer Absenkung des Drucks in der Lagerstätte. Dadurch bauen sich Spannungen im Gebirge auf. Diese können sich impulsartig entladen und zu seismischen Ereignissen führen.

Fracking in Deutschland: Das sagen die Gesetze

Konventionelles Fracking ist in Deutschland in engen Grenzen erlaubt und wird seit den 1960er-Jahren eingesetzt, unter anderem zu wissenschaftlichen Zwecken. Darunter versteht man die Förderung von Gas oder Öl, das in natürlichen Hohlräumen vorkommt, also in konventionellen Lagerstätten.

Unkonventionelles Fracking zur kommerziellen Nutzung ist dagegen verboten. Das bezieht sich auf Bohrungen insbesondere nach Erdgas in Gesteinsschichten, die schwerer zu erschließen sind. Dort ist das Gas eingeschlossen in kleinen Poren im sogenannten Muttergestein, zum Beispiel in Schiefer-, Mergel-, Ton- oder Kohleflözgestein.

Seit einer Gesetzesverschärfung im Jahr 2017 ist Fracking unter anderem in Wasserschutz- und Naturschutzgebieten verboten. Zudem sind vor jeder Maßnahme eine Umweltverträglichkeitsprüfung mit Öffentlichkeitsbeteiligung sowie eine wasserrechtliche Erlaubnis erforderlich. Die eingesetzten Flüssigkeiten dürfen kein Trinkwasser gefährden. Zudem müssen Bohrungen so geplant werden, dass keine Gefahr für Mensch und Umwelt besteht.

(mahe)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.