Berlin. Sieben Ministerien sind dabei, den straffreien Cannabisbesitz zu organisieren. Dabei muss Land eigentlich ganz andere Probleme lösen.

Menschen, die Verantwortung tragen, priorisieren nach Wichtigkeit. Sie entscheiden, wo dringend gehandelt werden muss. Was weniger wichtig ist, bleibt liegen. Ein Prinzip, das in Familien oder beruflich in Firmen funktioniert.

Es wird ein ewiges Geheimnis der Politik bleiben, warum sie dieses Prinzip auf den Kopf stellt. Deutschland ist in einer Krise, wie es sie seit Staatsgründung nicht gab.

Atomkriegsdrohung, Inflation, Energiekollaps – es gibt viel zu tun

Russland droht mit Atomkrieg, eine horrende Inflation frisst das Geld der Leute, die Wirtschaft steht vor dem Energiekollaps und 80 Millionen wissen nicht, ob sie es im Winter warm haben. Und – fast vergessen – eine historische Pandemie braucht die ganze Aufmerksamkeit der Gesundheitspolitik. Man könnte also sagen: Es ist genug zu tun.

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Jörg Quoos, Chef der Zentralredaktion Berlin
Jörg Quoos, Chef der Zentralredaktion Berlin © Dirk Bruniecki

Daher ist es so absurd, dass sich zeitgleich sieben Bundesministerien damit beschäftigen, den legalen Cannabisverkauf in Deutschland zu organisieren. Und dabei – so hört man – irrwitzige Regelungen aushecken, um die schlimmsten Auswüchse zu verhindern.

Polizeibeamte mit Küchenwaage?

Zwei Hanfpflanzen auf dem Balkon sind erlaubt, die Dritte ist verboten? 20 Gramm sind okay, 21 Gramm bereits illegal? Man mag sich gar nicht vorstellen, wie bemitleidenswerte Polizeibeamte mit Küchenwaage und Heckenschere durch unsere Städte ziehen, um dieses Bürokratie-Monster zu bändigen. Nur damit ein überholter Koalitionsvertrag abgearbeitet ist und sich der Souverän gepflegt mal einen „dampfen“ kann.

Ach, ja: Gut möglich auch, dass der EU-Gerichtshof das schöne Gesetz in die Tonne tritt – Andi Scheuers Autobahnmaut lässt grüßen.

Das Thema Cannabisverkauf sollte also besser vertagt oder ganz gelassen werden. Das Land hat gerade völlig andere Probleme.

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