Berlin. Robert Habeck und sein merkwürdiger Beschluss: Er lässt zwei AKWs laufen, will aber davon keinen Strom beziehen. Was sind die Gründe?

Wie viel Energiekrise brauchen wir eigentlich noch? Diese Frage drängt sich auf, wenn man den Beschluss des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck zum möglichen Weiterbetrieb der deutschen Atommeiler analysiert.

Habeck will zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke nicht in einen durchgehenden „Streckbetrieb“ nehmen, sondern sie nur als Einsatzreserve behalten. Das dritte AKW soll Ende des Jahres wie geplant endgültig vom Netz gehen.

Kein Strom ins Netz: Atomkraft ist laut Habeck Hochrisikotechnologie

Was irgendwie gut klingt, hilft aber nicht beim akuten Energiemangel. Denn die Kraftwerke sollen keinen Strom ins Netz einspeisen, obwohl sie das eigentlich könnten. Begründet wird der Schritt mit dem Hinweis, die Atomkraft sei auch weiter eine Hochrisikotechnologie. Wer so argumentiert, hätte sich auch den ganzen Stresstest schenken können.

Ganz offensichtlich ist Robert Habeck an die Grenzen seines Pragmatismus gestoßen. Es ist für einen Grünen wohl doch undenkbar, ausgerechnet der Atomkraft das Leben, wenn auch nur kurz, zu verlängern. Zu groß, so Habecks Analyse, wäre der Shitstorm der Basis gewesen.

Verbraucher müssen die Mehrkosten tragen

Jörg Quoos, Chef der FUNKE-Zentralredaktion.
Jörg Quoos, Chef der FUNKE-Zentralredaktion. © Privat | Privat

Die Verbraucherinnen und Verbraucher werden diesen Schritt mit Mehrkosten zu tragen haben. Eigentlich wird buchstäblich jede Kilowattstunde gebraucht, um die Versorgung und die Energiepreise zu stabilisieren, da sind sich Energie-Experten einig. Und niemand weiß genau, ob das Versprechen des Kanzlers am Ende zu halten ist: „Wir werden durch diesen Winter kommen.“

Denn niemand kann vorhersagen, wie hart und lange dieser Winter wird. Wenn das Stromnetz erst mal kollabiert ist, kann es für eine Not-Einschaltung der teuren Atomreserve vielleicht schon zu spät sein.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.