Berlin. Der bekannte Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist gestorben. Er wurde 83 Jahre alt.

Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele ist tot. Dies teilte sein Rechtsanwalt Johannes Eisenberg am Mittwoch mit. Ströbele wurde 83 Jahre alt.

Ströbele wurde 1939 in Halle an der Saale geboren. Von 2002 bis 2009 war er stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Für den Bundestagswahlkreis Berlin - Friedrichshain - Kreuzberg - Prenzlauer Berg Ost errang er bei den Bundestagswahlen 2002, 2005, 2009 und 2013 jeweils als einziger Bundestagsabgeordneter seiner Partei ein Direktmandat.

Hans-Christian Ströbele.
Hans-Christian Ströbele. © Britta Pedersen/ZB/dpa/Archivbild

Ströbele wurde in der 1968er-Bewegung bekannt als Rechtsanwalt und Unterstützer von RAF-Mitgliedern. 19969 gründete er zusammen mit dem späteren Rechtsextremisten Horst Mahler das sogenannte "Sozialistische Anwaltskollektiv" in Berlin. Ströbele engagierte sich unter anderem für Andreas Baader. 1975 wurde er allerdings noch vor Beginn des Prozesses in Stuttgart-Stammheim von der Verteidigung ausgeschlossen - er soll seine Anwaltsprivilegien missbraucht haben. Später wurde Ströbele zu einer eineinhalbjährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt, weil er die RAF nach der ersten Verhaftungswelle 1972 unterstützt und in das illegale Informationssystem der "Roten Armee Fraktion" eingebunden gewesen sein soll. Ströbele hat die Vorwürfe stets bestritten.

Hans-Christian Ströbele: Grüner Rechtsanwalt gründet Tageszeitung mit

Von 1970 bis 1975 war Ströbele zunächst Mitglied der SPD. Doch die Partei schloss ihn aus, weil er in einem Brief die Terroristen der RAF als "liebe Genossen" tituliert hatte. Er gründete später eine alternative Tageszeitung für Westberlin und Westdeutschland, die spätere "taz". Seine Markenzeichen waren später ein roter Schal, schlohweiße Haare und sein Fahrrad. Auseinandersetzungen mit den eigenen Parteifreunden scheute er nie. Mit dem damaligen Bundesaußenminister Joschka Fischer war er sich nicht immer grün.

So war Ströbele gegen die deutsche Beteiligung am Kosovo-Krieg, den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr und die Hartz-IV-Reformen. Im Parlament stimmte er immer wieder gegen die Linie seiner Fraktion.

Hans-Christian Ströbele: Besuch bei US-Whistleblower Snowden

In den letzten Jahren im Bundestag hatte Ströbele sich unter anderem intensiv dem Thema Geheimdienste gewidmet und mit einem Besuch bei US-Whistleblower Edward Snowden in Moskau Schlagzeilen gemacht.

Rechtsanwalt Eisenberg schrieb in seiner Mitteilung: "Er hat selbst entschieden, dass er den langen Leidensweg, den ihm seine Erkrankungen zugemutet hat, nicht mehr fortsetzen wollte und lebenserhaltende Maßnahmen reduziert. Er war bis zuletzt bei vollem Bewusstsein. Nicht der Geist, der Körper wurde ihm zur Qual und hat ihn am 29. August 2022 verlassen." (mit dpa)

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