Berlin. Wie peinlich wäre es, wenn die Angehörigen der Opfer des Münchner Attentats von 1972 tatsächlich zur Gedenkveranstaltung nach London fliegen würden? Auch dorthin sind sie offenbar eingeladen, um ihrer Angehörigen zu gedenken. Dabei ist in München am 5. September, dem 50. Jahrestag des Anschlags, eine Gedenkfeier geplant. Doch die wichtigsten Gäste aus Israel wollen nicht anreisen.
Die Hinterbliebenen der elf getöteten israelischen Sportler und Betreuer werfen der Bundesregierung jahrzehntelange Versäumnisse vor. Die Dokumente zum Attentat wurden nicht freigegeben und es sei nicht genug Entschädigung gezahlt worden. 50 Jahre ist der Anschlag durch palästinensische Terroristen her – noch immer gibt es viel zu klären zwischen der Bundesregierung und den Angehörigen. Es ist ein unwürdiger Zustand.
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Im August wurden den Angehörigen die Offenlegung der Dokumente und zehn Millionen Euro angeboten, abzüglich der etwa vier Millionen, die in früheren Jahren schon gezahlt worden sind. Die Angehörigen reagierten empört: „Schmähung, Lügen, Erniedrigung und Abweisung durch die deutsche Regierung und insbesondere bayerische Behörden sind mehr als genug für uns.“
München-Attentat: Angehörige wollen Entschädigung wie nach Lockerbie
Beim Geld soll sich Deutschland an internationalen Entschädigungszahlungen orientieren wie nach Lockerbie oder bei der Berliner Diskothek Labelle. Doch das Geld kann nur ein Zeichen sein, keine Entschuldigung für das Missmanagement der deutschen Regierung, Bayerns und der Polizei während der Geiselnahme. Ein Beispiel: Das Angebot der Israelis, eine geschulte Spezialeinheit nach München zu entsenden, lehnte die damalige Regierung unter Willy Brandt ab. Nicht nur auf dieses Schuldeingeständnis warten die Angehörigen seit 50 Jahren.
Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de
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