Berlin . Dank Google Maps hat die Ukraine hochauflösende Einblicke in russische Militärbasen. Der Tech-Riese sieht darin nichts Ungewöhnliches.

  • Entdeckungen auf dem Kartendienst von Google Maps sorgen im Netz für Diskussionen
  • Grund dafür sind plötzlich auf Google Maps sichtbare russische Militärbasen
  • Nutzer spekulieren darüber, ob Google absichtlich die Militärbasen enttarnt hat

Enttarnt der US-Internet-Riese Google über seinen Kartendienst "Maps" während des Krieges in der Ukraine sensible russische Militär-Einrichtungen?

Die Frage wurde vom ukrainischen Verteidigungsministerium de facto bejaht. Unter Verweis auf ein Twitter-Konto (@ArmedForcesUkr) mit 400.000 Abonnenten erklärte Kiew sinngemäß, dass "Google Maps" die Objekte nicht wie gewohnt technisch gezielt verschwommen zeigt, sondern bis auf einen halben Meter je Pixel scharf. Russische Medien flankierten die Nachricht entsprechend.

Auf dieser Aufnahme von Google Maps sind die Kampfflugzeuge auf dem Lipetsk Luftwaffenstützpunkt rund 500 km südlich von Moskau gut erkennbar.
Auf dieser Aufnahme von Google Maps sind die Kampfflugzeuge auf dem Lipetsk Luftwaffenstützpunkt rund 500 km südlich von Moskau gut erkennbar. © google maps/maxar

Google-Maps zeigt Lager für Atomraketen in Russland

Konkret geht es um Satelliten-Aufnahmen vom Pannen-Flugzeugträger "Admiral Kusnezow", dem atomgetriebenen Raketenkreuzer "Peter der Große", einem Lager für atomare Interkontinental-Raketen bei Murmansk, mehreren Kriegsschiffen und U-Booten auf der Halbinsel Kamchatka, einen Militärstandort bei Kursk und einen Fliegerhorst für Kampfjäger. Lesen Sie auch: "Moskwa"-Untergang: Russische Mütter suchen nach Söhnen

Die Behauptung wurde in sozialen Medien wie Twitter hundertfach kommentiert und teilweise als "fragwürdige bis eigenmächtige" Aktion des führenden US-Internetdienstes gewertet, der bei der Handhabung solcher Aufnahmen mit zweierlei Maß messe. So seien etwa wichtige Standorte des US-Militärs oder der französischen Streitkräfte konstant verpixelt. Lesen Sie hier: Google Maps und Tinder - Mit diesem Trick helfen Nutzer der Ukraine

Google widerspricht: Bilder schon vor Ukraine-Krieg einsehbar

In der von Hobby-Militärs und Rechercheverbänden bevölkerten "OSINT"-Szene ("Open Source Intelligence"), die mit öffentlich zugänglichen Satelliten- und Handybildern das Kriegsgeschehen in der Ukraine analysiert, wurde die angeblich neue Transparenz bei Google begrüßt.

Google bestreitet, dass es bei der Veröffentlichung besagter Aufnahmen Veränderungen gegeben habe. Unternehmenssprecherin Genevieve Park sagte dem Magazin "The Verge": „Wir haben beim Undeutlich machen unserer Satellitenbilder aus Russland keine Veränderungen vorgenommen.” Besagte Fotos seien bereits vor dem Ende Februar gestarteten Krieg in der Ukraine in der gleichen Auflösung zu sehen gewesen. Lesen Sie auch: Ukraine-Konflikt: So brisant ist Google Maps im Krieg

Ukraine hat laut USA zusätzliche Kampfjets erhalten

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    Google und Putin befinden sich schon länger im Clinch

    Die Zeitung "Moscow Times" widersprach. Die Fotos seien in dieser Qualität erst seit Kurzem zu sehen, schreibt das Blatt. Dass Google russische Militär-Einrichtungen nicht mehr zensiere, sei offenbar Ausdruck der "angespannten Beziehungen" zwischen dem Tech-Giganten und dem Kreml.

    Hintergrund: Google hatte im Licht des Angriffskrieges auf die Ukraine den digitalen Werbungsverkauf in Russland auf Eis gelegt. Außerdem können russische Staatsmedien auf dem zu Google gehörenden Video-Kanal YouTube keine Anzeigen mehr platzieren. Die russische Regierung hat damit gedroht, YouTube mit Strafgeld zu überziehen, weil es in Videos die Verbreitung von "Fehlinformationen" über das militärische Vorgehen Russlands in der Ukraine zulasse.

    Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

    Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen.