Washington. Die UN hat den russischen Angriff auf die Ukraine klar verurteilt. Allerdings enthielten sich einige Staaten – das bereitet Sorgen.

Die Welt verdammt Wladimir Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine – doch offensichtlich nicht alle UN-Staaten. Von 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen stimmten 141 für eine glasklare Verurteilung Moskaus und einen sofortigen Abzug der russischen Soldaten. 35 Staaten enthielten sich bei der ersten Sitzung der Generalversammlung dieser Art seit 40 Jahren.

Nur Belarus, Syrien, Eritrea und Nordkorea sprangen dem Kreml-Herrscher zur Seite; selbstredend lehnte auch Russland die gegen sich gerichtete Resolution ab. Der Rest stimmte nicht mit, weil – wie etwa Venezuela – wegen ausstehenden Mitgliedsbeiträgen die Stimmrechte entzogen worden waren. Warum halten Belarus, Syrien, Eritrea und Nordkorea Moskau die Stange?

Das Pro-Putin-Lager

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko ist Putins "partner in crime". Er unterstützt Russland militärisch und duldet, dass Angriffe auf die Ukraine auch von belarussischem Territorium aus durchgeführt werden.

Syriens Präsident Baschar-al-Assad hat in Putin den wichtigsten Verbündeten im Bürgerkrieg. Dank Moskaus Intervention beherrschen die Anhänger Assads inzwischen wieder zwei Drittel des Landes. Assad sieht in Putins Krieg eine "Korrektur der Geschichte und die Wiederherstellung des Gleichgewichts in der Welt".

Für ihn wie auch für Kim Jong Un sind die USA wie die Nato per se eine "Bedrohung für die ganze Welt". Nordkoreas Diktator hat seit Jahresbeginn fast zehn de facto verbotene Raketen-Tests durchgeführt. Er will Druck auf Washington ausüben. Seit mehr als drei Jahren stocken die Verhandlungen mit den USA über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm.

Eritreas Präsident Isaias Afewerki, ein Autokrat und Feind der freien Presse wie Putin, will es sich mit Moskau wegen einer russischen Militärbasis in dem kleinen Nachbar-Land Äthiopiens am strategisch wichtigen Horn von Afrika nicht verscherzen. Lesen Sie auch: Ukraine-Krieg – Wie Schwarze an den Grenzen abgewiesen werden

Indiens Enthaltung bereiten den USA Sorgen

Spannender als die erwarteten Pro-Putin-Stimmen in der UN-Vollversammlung finden Experten in New York die Liste derer, die sich nicht unmissverständlich gegen die russische Aggression ausgesprochen haben.

Unter den 35 Enthaltungen sind mit China, Indien und Pakistan drei Atom-Mächte. China, Gegenspieler Nr. 1 der USA, machte geltend, dass der "Komplexität" des Streits zwischen Russland und der Ukraine nicht genug Rechnung getragen werde. Auch interessant: Welche Spenden für die Ukraine am sinnvollsten sind

Am meisten Bauchschmerzen macht der Biden-Regierung die Enthaltung von Indien. Die nach Einwohnern größte Demokratie der Erde soll nach den Vorstellungen Washingtons in eine Anti-China-Allianz integriert werden. Die Regierung von Nareenda Modi, der Putins Angriff bislang nicht verurteilt hat, pflegt aber eine bis in die Sowjetunion-Zeit zurückreichende Militär-Kooperation mit Moskau.

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Afrikanische Staaten überraschten mit Stimmverhalten

Dass der Iran und der Irak, den USA gleichermaßen in langjähriger Feindschaft verbunden, Zurückhaltung übten, sei keine Überraschung, sagen UN-Beobachter. Eher schon, dass von Angola bis Senegal 16 Staaten auf dem afrikanischen Kontinent nicht mit der Mehrheit gegen Russland stimmten, darunter Südafrika.

Erklärungsansatz: In mehreren afrikanischen Ländern spielen die russischen Energie-Riesen Gazprom und Rosneft bei der Rohstoffgewinnung eine Rolle. Außerdem exportiert Russland Rüstungsgüter in die Region. Aus europäischer Sicht bemerkenswert: Ungarn und Serbien, beide eng mit Moskau verbunden und oft auf Anti-USA-Kurs, stimmten für die Verurteilung des russischen Angriffs auf die Ukraine.