Berlin. Die Corona-App wird beständig weiterentwickelt: Nun verfügt sie über ein Kontakt-Tagebuch. Wie vielversprechend ist die neue Funktion?

Neuinfektionen auf hohem Niveau trotz Lockdown, eine auch in Deutschland nachgewiesene mutierte Variante des Coronavirus, die sich wohl noch schneller verbreitet, und eine Impfkampagne, die nur zäh anläuft: Viele Gesundheitsämter sind bei der Nachverfolgung von Infizierten überlastet, eine Entspannung ist nicht in Sicht. Um ihnen die Arbeit zu erleichtern, setzen die Entwickler der Corona-Warn-App auf eine neue freiwillige Funktion.

Im sogenannten Kontakt-Tagebuch der App können Nutzerinnen und Nutzer nun eintragen, wem sie wo in den vergangenen zwei Wochen begegnet sind. "Für das Gesundheitsamt und das Auffinden von Infektionsketten sind das wichtige Informationen", heißt es auf der Website der offiziellen Corona-Warn-App. Die Entwickler versprechen, dass die Nutzung einfach ist und der Datenschutz gewahrt bleibt. "Praktisch: Wer einen Ort erneut besucht oder eine Person wiederholt trifft, muss das kein zweites Mal eingeben. Beides hält das Kontakt-Tagebuch in einer Liste fest, sodass es sich für einen weiteren Tag bequem von der Liste auswählen lässt."

Corona-App: Kontakt-Tagebuch soll Nachverfolgung in Gesundheitsämtern verbessern

Die gespeicherten Angaben löscht die App nach 16 Tagen automatisch, der User kann sie aber auch jederzeit manuell entfernen. "Kontaktdaten speichert die App grundsätzlich lediglich auf dem Smartphone, nicht aber auf einem Server", heißt es in der Mitteilung. Und die Entwickler beteuern: Auf die im Kontakt-Tagebuch erfassten Informationen habe weder das Robert Koch-Institut (RKI) noch eine andere Stelle Zugriff. Alle Daten seien verschlüsselt.

Doch wie kommen die Daten dann zu den Gesundheitsbehörden? Wird eine Nutzerin oder ein Nutzer positiv getestet, ist Eigeninitiative gefragt: Wie auch das positive Testergebnis, muss man eine Liste mit den Orten und Personen aus dem Kontakt-Tagebuch nun als Datei auf sein Smartphone laden. Die App exportiert die Kontaktliste im Format RTF (Rich Text Format), das von vielen Geräten gelesen werden kann. Die Kontaktlisten können als E-Mail, WhatsApp-Nachricht, iMessage oder SMS an die zuständige Stelle geschickt werden.

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Ein Schriftzug weist auf das Gesundheitsamt hin. (Archivbild)
Ein Schriftzug weist auf das Gesundheitsamt hin. (Archivbild) © dpa | Marijan Murat

Verschiedene Virologen, Epidemiologen und Politiker hatten in den zurückliegenden Monaten immer wieder darauf hingewiesen, dass ein Kontakt-Tagebuch eine große Hilfe sein könne. Denn gerade in Krisensituationen erinnern sich viele Betroffene schlichtweg nicht mehr an alle relevanten Kontate. Christian Drosten beispielsweise rät dazu, nicht nur die Namen der Anwesenden und den Ort, sondern auch die Dauer des Treffens zu notieren - und ob dabei Schutzmasken getragen wurden.

Und so gibt es auch gleich zum Start der neuen Funktion schon wieder Kritik an der Umsetzung. Auf Twitter wünscht man sich eine Push-Funktion, damit die App jeden Abend daran erinnert, seine Kontakte des Tages einzutragen. Das Magazin "t3n" moniert, dass sich im Kontakt-Tagebuch nicht eintragen lässt, wie lange Treffen waren und ob dabei Masken getragen wurden oder eben nicht. Solche Fragen stellen sich, auch weil bereits verfügbare Apps diese Funktionen bereits bieten.