Hamburg. In Hamburg sind die Grünen der SPD dicht auf den Fersen. Können sie auch bei der Bürgerschaftswahl in sieben Wochen die Mehrheit holen?

Knapp sieben Wochen vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg kann sich die SPD knapp vor den Grünen behaupten – trotz erheblicher Verluste. Nach einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag des „Hamburger Abendblattes“ kämen die Sozialdemokraten derzeit auf 29 Prozent. Die Grünen würden, wäre am Sonntag Bürgerschaftswahl, 26 Prozent erreichen. Auf die CDU kämen allenfalls 16 Prozent, sie würde auf Platz drei landen.

„Wir haben eine Super-Absprungbasis“, kommentierte die Grünen-Spitzenkandidatin und Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) beim Neujahrsempfang des „Hamburger Abendblattes“ das Ergebnis. Sie freue sich aber darauf, Wahlkampf gegen den Koalitionspartner SPD zu machen, auch wenn es eine herausfordernde Situation sein.

„Ich werde die nächsten Wochen mit sehr viel Spielfreude, mit sehr viel Lust und sehr viel Leidenschaft antreten, einfach zeigen, was wir im Angebot haben, wofür wir inhaltlich stehen, was sich in der Stadt verändern wird.“ Der Umgang mit dem Koalitionspartner sei weiter professionell, „fast freundschaftlich“.

Bürgerschaftswahl in Hamburg: Grüne und SPD in Umfrage fast gleich auf

Zu möglichen künftigen Regierungskonstellationen in der Stadt sagte Fegebank, ihre absolute Präferenz sei Grün-Rot. „Aber in Zeiten wie diesen soll es keine Ausschließeritis geben.“ Man müsse sich mit allen demokratischen Parteien an einen Tisch setzen.

„Die Wahlen im Osten haben gezeigt, was passiert, wenn man im Vorfeld Gespräche verweigert oder Koalitionen ausschließt...Man hat die Möglichkeit verspielt, eine funktionierende Regierung zu bilden.“

Grünen-Chef Robert Habeck: „Drei Prozent – das ist zu machen“

Freude auch bei der Bundesspitze der Grünen: „Das sind Super-Umfragen“, sagte der Bundesvorsitzende Robert Habeck auf dem „Abendblatt“-Empfang. „Drei Prozent, bevor der Wahlkampf beginnt, ist zu machen.“

CDU-Spitzenkandidat Marcus Weinberg sah in den Zahlen eine gute Ausgangsposition für seine Partei, die aber noch deutlich besser werden müsse. „Ich habe großes Vertrauen, dass es uns gelingt in den nächsten Wochen, noch einiges an Stimmen zu holen. Insofern sind 16 Prozent in Ordnung, aber wir kämpfen um mehr.“

Die Linken erreichen derzeit zehn Prozent

Im Wahlkampf werde sich die CDU deutlich absetzen von SPD und Grünen. Bei der Bürgerschaftswahl 2015 war die SPD auf 45,6 Prozent gekommen, die Grünen erreichten 12,3 Prozent. SPD und Grüne führen den Senat der Hansestadt unter der Leitung von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) gemeinsam. Bei der Bürgerschaftswahl am 23. Februar setzt Fegebank allerdings auf eine Umkehr der Verhältnisse.

Die Linken könnten sich der Umfrage zufolge von 8,5 auf 10 Prozent steigern. FDP und AfD erreichten beide sieben Prozent, wobei die Liberalen 0,4 Punkte verlören und die AfD 0,9 Punkte hinzugewänne.

Die Liberalen haben in Hamburg allerdings große Ambitionen: Bei der Bürgerschaftswahl im Februar wollen sie stärker werden als beim letzten Mal, als Spitzenkandidatin Katja Suding 7,4 Prozent holte. Ein zweistelliges Ergebnis sei durchaus drin, sagte Parteichef Christian Lindner dieser Redaktion.

Bürgermeister Tschentscher wird von den Hamburgern geschätzt

Der Umfrage zufolge präferieren 33 Prozent der Befragten eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition, 29 Prozent setzen auf ein grün-rotes Bündnis. Vor allem jüngere Wähler (18- bis 44-Jährige) wollten die Grünen mit ihrer Spitzenkandidatin Fegebank an der Spitze sehen, bei den älteren Wählern seien es die Sozialdemokraten.

Für eine Koalition aus SPD, CDU und FDP sprachen sich 13 Prozent aus, ein „Jamaika-Bündnis“ aus Grünen, CDU und FDP fand nur 9 Prozent Zustimmung.

Mit ihrem Bürgermeister sind die Hamburger demnach im Reinen. Aktuell sind laut Umfrage 60 Prozent der Hamburger mit ihm zufrieden. Fegebank kommt auf 39 Prozent Zustimmung. Dürften die Hamburger den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin direkt wählen, käme Tschentscher auf 45 Prozent der Stimmen, Fegebank auf 24.

Das Jahr 2020 ist ein heimliches Super-Wahljahr

Auch die Politik in NRW und Bayern dürfte gespannt auf die Wahlergebnisse in Hamburg sein. Denn die beiden Länder stehen ebenfalls vor Kommunalwahlen. Auch dort könnten die Grünen den Altparteien in den Rathäusern gefährlich werden. (bik/afp)