Berlin/Munster. Es ist womöglich eine der größten Weltkriegs-Altlasten in Deutschland: In Niedersachsen holen Experten Hunderte Granaten aus der Erde.

In Niedersachsen werden immer mehr gefährliche Altlasten aus dem zweiten Weltkrieg aus dem Boden geholt. Aus dem zugeschütteten Dethlinger Teich bei Munster im Heidekreis sind inzwischen mehr als 180 Kampfstoffgranaten geborgen worden.

Womöglich handelt es sich um eine der größten Altlasten in Deutschland. Zuvor waren bei einer Untersuchung des Grundwassers chemische Kampfstoffe gefunden worden.

Altlasten: Abbauprodukte von Senfgas im Grundwasser

In dem Teich waren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 über Jahre Munitionsvorräte der Wehrmacht versenkt worden. Bislang ist unklar, was genau dort liegt. Im Grundwasser fanden sich Abbauprodukte von Senfgas.

Seit Mitte September läuft nun die Suche nach den in dem Teich entsorgten Altlasten. Experten sollen prüfen, welche Gefahren von dort ausgehen. Vergleichbares sei in ganz Europa nicht bekannt, teilte der Heidekreis mit.

Kampfstoff-Granaten sollen kommende Woche untersucht werden

Die bislang gefundenen Granaten seien ohne Zünder und erkennbare Leckagen gewesen, erklärte eine Kreissprecherin. Vermutlich handele es sich um Kampfstoffgranaten. Die erste sei am 8. Oktober gefunden worden. „Die Granaten haben einen Durchmesser von 10,5 und 15 Zentimetern“, sagte die Sprecherin.

Die ersten Funde sollen in der kommenden Woche in Munster untersucht werden. Dort hat die Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten mbH (Geka) ihren Sitz. Sie ist als einziges deutsches Unternehmen dazu berechtigt, Chemiewaffen systematisch zu vernichten. Das staatseigene Unternehmen hat 2014 auch Reste syrischer Chemiewaffen entsorgt.

Sanierungsarbeiten kosten bis zu 50 Millionen Euro

Die Bergungsarbeiten am Dethlinger Teich bei Munster sind nicht ungefährlich. Bis Weihnachten ist die am betroffenen Gebiet vorbeiführende Bundesstraße 71 gesperrt. Dann sollen die Arbeiten voraussichtlich abgeschlossen sein.

Die Gesamtsanierung des Gebiets könnte jedoch einige Jahre in Anspruch nehmen und mehr als 50 Millionen Euro kosten. Das hatte Landrat Manfred Ostermann (parteilos) Anfang September gesagt. Die Kosten für den ersten Schritt liegen bei 3,6 Millionen Euro. (aky/dpa)