Berlin. Kanzlerin Merkel hat zwar zum Abstieg der CDU beigetragen. Aber sie derart öffentlich abzuqualifizieren, ist schlechter Stil von Merz.

Vor einem Jahr zog sich Angela Merkel von der Parteispitze zurück und stellte ihre CDU-Schuhe in den Flur des Adenauer-Hauses. Dass die für Annegret Kramp-Karrenbauer eine Nummer zu groß sein dürften, dieser Eindruck hat sich zuletzt eher noch verstärkt. In der Union heißt es zur Performance der früheren saarländischen Ministerpräsidentin: „Sie ist raus aus dem Saarland, aber das Saarland ist nicht raus aus ihr.“

Nun marschiert aus dem Sauerland ein alter Bekannter in Cowboystiefeln wieder auf die Bühne. Friedrich Merz will nach dem CDU-Debakel in Thüringen die Kanzlerin politisch erledigen. Die stellte ihn 2002 kalt. Wenn dabei auf dem Parteitag in Leipzig auch AKK auf der Strecke bleibt, würde das Merz kaum stören.

Er beteuert westfälische Treue, schränkte aber ein, die von der CDU gefällte Entscheidung für die Vorsitzende gelte „bis auf weiteres“. Echte Loyalität hört sich anders an. Der 63-Jährige hält sich für den Besten, um den konservativen Markenkern aufzupolieren.

Das Vorgehen von Friedrich Merz ist schlechter Stil

Inhaltlich trifft CDU-Tribun Merz viele wunde Punkte. Merkel hat in ihrer langen Kanzlerschaft mit der systematischen Einschläferung der Republik, ihrer zu schlecht erklärten Flüchtlingspolitik und der Sozialdemokratisierung des CDU-Profils zum Abstieg ihrer Partei beigetragen. Als Placebo erweist sich mit der Thüringen-Wahl Merkels oft verabreichte Beruhigungspille, dass gegen die CDU nicht regiert werden könne.

Kein guter Stil ist, die eigene Kanzlerin und die besser als ihr Ruf arbeitende Regierung öffentlich derart abzuqualifizieren. Die AfD wird sich freuen, wie die CDU sich „grottenschlecht“ zerlegt. Meint es Merz ernst, sollte er auf dem Parteitag in Leipzig den Showdown suchen, Truppen sammeln und für eine Urwahl des Kanzlerkandidaten antreten. Verliert er wieder, sollte er Ruhe geben.

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