Berlin/Stuttgart. Winfried Kretschmann ist der einzige grüne Ministerpräsident. Sein Amt in Baden-Württemberg will er bei der Wahl 2021 verteidigen.

Die Freude bei den Grünen ist groß: Winfried Kretschmann, erster und bisher einziger grüner Ministerpräsident, will bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2021 für eine dritte Amtszeit antreten. Dass kündigte der 71-Jährige am Donnerstag in einem offenen Brief an.

Er habe in den Sommerferien intensiv nachgedacht: „Ich habe mich geprüft. Und ja, ich habe auch mit mir gerungen“, schrieb der beliebte Landesvater. Politik sei kein Spiel, mit dem Amt eine große Verantwortung verbunden. „Meine Leidenschaft für diese Aufgabe ist ungebrochen“, betonte der 71-Jährige, den bei den Grünen alle „Kretsch“ nennen.

Kretschmann meidet Konfrontationen nicht

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Die Grünen).
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Die Grünen). © dpa | Marijan Murat

Baden-Württemberg profitiere von Wohlstand, Zusammenhalt und Sicherheit. „Doch es ist kein Naturgesetz, dass es uns immer so gut gehen wird. Wir erleben einen stürmischen Wandel.“ Beim Klimaschutz sei Ehrlichkeit gefragt: „Anreize und Subventionen allein reichen nicht mehr aus.

Wenn wir die Klimakatastrophe verhindern wollen, braucht es auch eine entschlossene Ordnungspolitik mit klaren Regeln“, sagte der pragmatische Spitzengrüne aus dem Daimler-Land, der öfter mit der Bundespartei aneinander geriet, wenn diese aus seiner Sicht industriefeindliche Positionen vertrat.

Für die CDU, mit der Kretschmann seit 2016 regiert und die über Jahrzehnte im Ländle den Ton angab, ist die Ankündigung eine Herausforderung. Kretschmann dürfte nur schwer zu schlagen sein. Er machte die Grünen im Südwesten zur stärksten Kraft.

Ministerpräsident Grund für Özdemirs Comeback?

Die CDU-Spitzenkandidatin, Kultusministerin Susanne Eisenmann, freut sich dennoch auf das Duell gegen den grünen Solitär. „Ich habe zu keinem Zeitpunkt mit einem anderen Gegenkandidaten als Winfried Kretschmann gerechnet.“

Eisenmann, der CDU-Landeschef und Schäuble-Schwiegersohn Thomas Strobl den Vortritt lassen musste, sagte: „Keiner hat in einer Demokratie das Amt gepachtet.“ Kretschmanns Bleiben dürfte auch ein Grund dafür sein, dass sein möglicher Nachfolger Cem Özdemir in Berlin einen Comeback-Versuch startet. Er fordert am 24. September im Kampf um die Spitze der Bundestagsfraktion gemeinsam mit Kirsten Kappert-Gonther die Amtsinhaber Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt heraus.