Madrid/Rom. Die „Open Arms“ hat in Lampedusa anlegen dürfen. Die Lage war zuvor brenzlig geworden. Das Rettungsschiff soll beschlagnahmt werden.

Knapp drei Wochen hat es gedauert, nun ist das spanische Rettungsschiff „Open Arms“ im Hafen von Lampedusa angekommen – ganz legal. Die Staatsanwaltschaft im italienischen Agrigent hatte verfügt, dass die Menschen an Bord des Schiffes in Italien an Land gehen dürfen.

In der Nacht zu Mittwoch war es dann endlich so weit: Aktivisten bejubelten die Ankunft im Hafen der Insel Lampedusa, Migranten und Helfer lachten und reckten die Fäuste in die Höhe, als sie nach der zermürbenden, fast dreiwöchigen Blockade Land betreten durften.

Auf einem Video, dass die spanische Hilfsorganisation Proactiva Open Arms auf Twitter teilte, war zu sehen, wie sich die Menschen in den Armen lagen und ausgelassen „Bella Ciao“ sangen.

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„Open Arms“ in Lampedusa – „der Alptraum hat ein Ende“

Bei einem Migranten fließen die Tränen, als die „Open Arms“ endlich den Hafen von Lampedusa erreicht.
Bei einem Migranten fließen die Tränen, als die „Open Arms“ endlich den Hafen von Lampedusa erreicht. © Reuters | Guglielmo Mangiapane

Allerdings gab es bei der Ankunft auch Missklänge. Eine kleine Gruppe von Menschen, unter anderem die Senatorin Angela Maraventano von der rechten Lega, protestierte gegen die Migranten und behauptete, diese würden „dem Image der Insel schaden“, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete.

Das Schiff sollte nach seiner Ankunft beschlagnahmt werden. Der Staatsanwalt von Agrigent, Luigi Patronaggio, habe die vorläufige Beschlagnahme und die Anlandung nach einem Besuch auf dem Schiff angeordnet, berichteten italienische Nachrichtenagenturen.

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Grund seien auch die hygienischen Zustände an Bord und der Zustand der Menschen. „Endlich, der Alptraum hat ein Ende, und die 83 Menschen an Bord bekommen sofortige Hilfe an Land“, teilte Proactiva mit.

Migranten sprangen aus Verzweiflung von Bord der „Open Arms“

Seit Tagen war nicht klar gewesen, was aus den Migranten an Bord des Schiffes werden sollte. Am Dienstag war die Lage dann außer Kontrolle geraten: Mehrere Migranten sprangen über Bord. Sie versuchten, nach Lampedusa zu schwimmen. Zuvor hatte Italiens Innenminister Matteo Salvini dem Schiff ein Einlaufen in den Hafen verboten.

Neun Menschen seien ins Meer gesprungen, twitterte die Hilfsorganisation Proactiva Open Arms. Die Besatzung und die italienische Küstenwache versuchten, sie in Sicherheit zu bringen.

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Die Nachrichtenagentur Ansa berichtete, einige Migranten seien von der Küstenwache bei starkem Wellengang gerettet und an Land gebracht worden. Dort seien sie von Ärzten betreut worden.

„Open Arms“ wollte nicht noch tagelang weiterfahren

Beamte der Guardia di Financa bringen einen Geflüchteten in den Hafen von Lampedusa. Insgesamt neun Geflüchtete hatten versucht, vom Schiff Open Arms an Land zu schwimmen und wurden von der Küstenwache und der Guardia Financa gerettet.
Beamte der Guardia di Financa bringen einen Geflüchteten in den Hafen von Lampedusa. Insgesamt neun Geflüchtete hatten versucht, vom Schiff Open Arms an Land zu schwimmen und wurden von der Küstenwache und der Guardia Financa gerettet. © dpa | Friedrich Bungert

Die „Open Arms“ war fast drei Wochen auf dem Meer unterwegs und hatte zuletzt noch etwa 90 Menschen an Bord.

Die Regierung in Madrid hatte dem Schiff den nächstgelegenen spanischen Hafen in Menorca angeboten – jedoch sah sich die Organisation nicht in der Lage, in der prekären Lage an Bord noch tagelang quer über das Mittelmeer zu fahren.

Italien hatte angeboten, die Migranten mit einem Schiff ihrer Küstenwache nach Spanien zu fahren.

Hintergrund: Fluchtziel Italien – Heimliche Migration nach Europa

Obwohl die „Open Arms“ seit Tagen direkt vor Lampedusa lag und sich mehrere EU-Staaten zur Aufnahme der Menschen bereiterklärt hatten, wollte Salvini die Menschen nicht an Land lassen. „Das, was Salvini im Zusammenhang mit Open Arms macht, ist eine Schande für die gesamte Menschheit“, sagte die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles.

Vor einigen Tagen hatte Schauspieler Richard Gere das Rettungsschiff besucht. Nachdem Rettungsschiffe in den vergangen Monaten immer wieder Schwierigkeiten hatten, Häfen zu finden, hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Wiederaufnahme der europäischen Seenotrettung gefordert. Anfang August hatte Malta 40 Migranten, die die „Alan Kurdi“ gerettet hatte, an Land gelassen. (dpa/moi)