Berlin. Fürs Tierwohl die Mehrwertsteuer auf Fleisch anheben? Warum das zu kurz gedacht ist – und was andere Ansätze wirklich bringen würden.

Wenn’s ums Fleisch geht, hört bei den Deutschen der Spaß auf. Vegetarische Fundamentalisten gegen orthodoxe Fleischesser, Tofufans gegen Schnitzelfreunde. Und immer wieder die alte Angst, dass den fleischliebenden Deutschen irgendjemand (die muslimischen Zuwanderer, die Grünen, etc.) die Bratwurst madig machen könnte.

Klar: Die große Mehrheit der Deutschen hat zwar längst begriffen, dass der Fleischkonsum in Deutschland zu hoch ist, zu ungesund, zu umweltschädlich und zu sehr auf Kosten der Tiere geht. Doch weil Fleisch sagenhaft günstig ist, viele es einfach lecker finden und zwischen ethischer Haltung und alltäglichem Verhalten einen großen Unterschied machen – deshalb ändert sich daran kaum etwas daran.

Fleischkonsum senken? So einfach ist das nicht

In diese Gemengelage funkt nun der Tierschutzbund mit seiner Forderung nach einer höheren Besteuerung von Fleisch. Die Agrarpolitiker von Grünen und SPD finden das super – und vermutlich auch viele andere, die seit langem finden, dass Fleisch im Laden teurer werden muss, um den Massenkonsum zu beenden. Doch so einfach ist das nicht.

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Erstens: Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer von sieben auf 19 Prozent würde ein Pfund Schweinehack gerade mal um ein paar Cent verteuern. Das nehmen die allermeisten an der Ladenkasse nicht einmal wahr. Wer den Konsum spürbar bremsen will, müsste Fleisch so teuer machen, dass es sich wirklich nur noch wenige leisten können – das wiederum hieße: soziale Spaltung an der Fleischtheke. Doch wer sollte sich das trauen – und wie lange wäre er an der Macht?

Teureres Fleisch würde Billig-Importe nach sich ziehen

Zweitens: In Deutschland ist Fleisch zwar billiger als in vielen Nachbarländern – doch die Gefahr ist groß, dass mit einer nationalen Verteuerung einfach mehr billiges Importfleisch in die deutschen Läden drängen würde.

Hintergrund: Billig statt bio – am Ende zählt für die Deutschen der Preis

Drittens: Mit Blick auf den Umwelt- und Klimaschutz wäre es viel effektiver, die Fleischproduzenten durch strengere Auflagen zu mehr Umweltschutz zu bewegen – etwa bei der Nitratbelastung durch Gülle oder durch ein verpflichtendes Tierwohllabel. Einfach nur die Mehrwertsteuer erhöhen - das ist zu kurz gedacht.