Berlin. Joachim Gauck wirbt dafür, mehr Toleranz auch in Richtung rechts zu zeigen. Diese Forderung hat der Ex-Bundespräsident nun bekräftigt.

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat in der von ihm angestoßenen Debatte um eine „erweiterte Toleranz in Richtung rechts“ nachgelegt. „Treibt man, wenn man eine ganze Partei aus der kämpferischen Toleranz ausschließt und zu Feinden erklärt, ihre Mitglieder und Anhänger nicht noch weiter in eine Trotzreaktion?“, sagte er dem Nachrichtenportal „t-online.de“ mit Blick auf die AfD.

„So lange diese Partei nicht verboten ist, sollten wir ihren Mitgliedern und Anhängern im Sinne der kämpferischen Toleranz vor allem mit Argumenten begegnen“, so Gauck.

Joachim Gauck: AfD könnte sich demokratisch entwickeln

Nicht hinnehmbar sei allerdings, dass in der AfD verkappte Nazis aktiv seien und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit geduldet werde. Er schließe aber nicht aus, dass sich die Partei „zwar betont national, aber doch demokratisch entwickelt“, so der Alt-Bundespräsident.

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Dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte Gauck jüngst gesagt, Toleranz fordere, „nicht jeden, der schwer konservativ ist, für eine Gefahr für die Demokratie zu halten und aus dem demokratischen Spiel am liebsten hinauszudrängen“. Man müsse zwischen rechts – im Sinne von konservativ – und rechtsextremistisch oder rechtsradikal unterscheiden.

Gauck: CDU hat bestimmten Wählertypus verprellt

Gauck vertrat die Ansicht, die CDU müsse für einen bestimmten Typus des Konservativen wieder eine Heimat werden. Das gelte für Menschen, für die Sicherheit und gesellschaftliche Konformität wichtiger seien als Freiheit, Offenheit und Pluralität.

Früher seien diese Menschen in der CDU/CSU von Alfred Dregger und Franz Josef Strauß beheimatet gewesen. „Doch seitdem die CDU sozialdemokratischer wurde, sind die heimatlos geworden.“

Gauck-Abschied mit Zapfenstreich

Diesen Weg wird Bundespräsident Joachim Gauck mit Lebensgefährtin Daniela Schadt nicht mehr oft gehen: zurück ins Schloss Bellevue nach dem Großen Zapfenstreich der Bundeswehr zu seiner Verabschiedung.
Diesen Weg wird Bundespräsident Joachim Gauck mit Lebensgefährtin Daniela Schadt nicht mehr oft gehen: zurück ins Schloss Bellevue nach dem Großen Zapfenstreich der Bundeswehr zu seiner Verabschiedung. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Am Sonntag empfängt er dort seinen Nachfolger Frank-Walter Steinmeier zur Amtsübergabe.
Am Sonntag empfängt er dort seinen Nachfolger Frank-Walter Steinmeier zur Amtsübergabe. © dpa | Bernd Von Jutrczenka
Die Fackelträger stehen bei der Verabschiedung  von Gauck am Schloss Bellevue in Berlin. Nach fünf Jahren scheidet Gauck aus dem Amt.
Die Fackelträger stehen bei der Verabschiedung von Gauck am Schloss Bellevue in Berlin. Nach fünf Jahren scheidet Gauck aus dem Amt. © dpa | Bernd Von Jutrczenka
Gauck steht mit Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, auf dem Podest.
Gauck steht mit Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, auf dem Podest. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Soldaten beim Großen Zapfenstreich.
Soldaten beim Großen Zapfenstreich. © REUTERS | HANNIBAL HANSCHKE
Zu den drei Musikstücken, die Gauck sich wünschen durfte, gehörte auch „Über sieben Brücken musst Du gehn“ von Karat.
Zu den drei Musikstücken, die Gauck sich wünschen durfte, gehörte auch „Über sieben Brücken musst Du gehn“ von Karat. © dpa | Bernd Von Jutrczenka
Der Große Zapfenstreich folgt einem genau festgelegten Ablauf.
Der Große Zapfenstreich folgt einem genau festgelegten Ablauf. © dpa | Bernd von Jutrczenka
„Helm ab zum Gebet!“
„Helm ab zum Gebet!“ © dpa | Kay Nietfeld
Gauck auf dem Weg zum Podest.
Gauck auf dem Weg zum Podest. © dpa | Bernd Von Jutrczenka
Daniela Schadt  saß neben dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler mit Frau Eva-Luise, Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD), Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD), Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin.
Daniela Schadt saß neben dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler mit Frau Eva-Luise, Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD), Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD), Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister von Berlin. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt trifft ein mit David Gill (rechts), Chef des Bundespräsidialamts.
Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt trifft ein mit David Gill (rechts), Chef des Bundespräsidialamts. © dpa | Bernd Von Jutrczenka
Hier marschieren die Soldaten im Vorfeld der Verabschiedung auf.
Hier marschieren die Soldaten im Vorfeld der Verabschiedung auf. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Mitarbeiter hatten Gauck und Lebensgefährtin Daniela Schadt zuvor im Schloss ein Apfelbäumchen geschenkt. Es ist eine Pflanze einer neuen Sorte, die seinen Namen trägt.
Mitarbeiter hatten Gauck und Lebensgefährtin Daniela Schadt zuvor im Schloss ein Apfelbäumchen geschenkt. Es ist eine Pflanze einer neuen Sorte, die seinen Namen trägt. © dpa | Jesco Denzel
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„In großer Offenheit Probleme debattieren“

Gauck verlangte zugleich, klare Grenzen zu ziehen. „Es ist Schluss mit Nachsicht, wenn Menschen diskriminiert werden oder Recht und Gesetz missachten“, betonte das frühere Staatsoberhaupt. „Das ist offen zu verurteilen und unter Umständen ein Fall für Staatsanwälte und Richter.“ Man müsse aber darüber streiten, wo man die Grenzen ziehe. Solange das Grundgesetz nicht verletzt werde, sondern nur unangenehme Thesen vertreten würden, sei das Ausdruck einer offenen Gesellschaft.

„Wir verlieren uns selbst, wenn wir so tun, als wäre es zu gefährlich, in großer Offenheit Probleme zu debattieren, weil das Volk sofort wieder umkippen könnte und eine Diktatur wählen würde“, sagte Gauck.

Ein problematischer Weg sei es, dass die Wahl eines AfD-Abgeordneten zum Vizepräsidenten des Bundestages bisher blockiert wurde. Natürlich habe jeder Abgeordnete das Recht, zu wählen, wen er wolle. „Aber ich frage mich, ob es politisch nützlich ist, jeden Kandidaten der AfD abzulehnen.“

Mit seinen Ausführungen hatte Gauck eine größere Diskussion angestoßen. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow erwiderte etwa, die Höcke-AfD liege jenseits der Toleranz-Grenze. Auch unsere Kommentatorin meint: Bei Toleranz für rechts gibt es eine Grenze.

(les/dpa)