Paris. Sie wollten zeigen, dass der Brand von Notre-Dame nicht das einzige Problem ist: Bei „Gelbwesten“-Demos in Paris kam es zu Krawallen.

Nach dem Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame schien Frankreich vereint in Schock und Trauer über das Unglück. Fünf Tage danach brannte es wieder in der französischen Hauptstadt: Bei Protesten der „Gelbwesten“-Bewegung ist am Samstag erneut zu Ausschreitungen gekommen.

Dutzende Demonstranten warfen Steine auf Polizisten, sie zündeten Motorräder und Mülleimer an. Die Polizei antwortete mit Tränengas und Blendgranaten, setzte auch Wasserwerfer ein. Die Beamten versuchten, die Gruppe auf den Platz der Republik zurückzudrängen, auf dem die Demonstration erlaubt war. Nach Angaben der Polizei wurden bereits bis zum Mittag 110 Personen festgenommen.

Neben den Steinwürfen gab es auch verbale Angriffe auf Beamte. Der Journalist Lucas Burel hatte während der Proteste am Samstag in Paris ein Video veröffentlicht, auf dem der Aufruf „Bringt euch um“ zu hören ist. Burel schreibt dazu, einige Demonstranten hätten das in Richtung der Polizei gerufen. Dieser mutmaßliche Aufruf zum Suizid hat nun Folgen.

„Gelbwesten“-Proteste in Paris: Staatsanwaltschaft ermittelt

Denn die Staatsanwaltschaft leitete noch am Ostersonntag Ermittlungen ein. In dem Fall geht es um Beleidigung von Amtspersonen. Zahlreiche französische Politiker verurteilten den Vorfall. Innenminister Christophe Castaner sprach von einer „Schande“, Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi nannte den Vorfall „abscheulich“. „Dieser Hass auf die Polizei ist ideologisch und leider systematisch in den Reihen der Anarchisten“, erklärte die Rechtspopulistin Marine LePen.

Frankreichs Innenminister Christophe Castaner hatte schon vor dem Wochenende vor wieder zunehmender Gewalt bei den „Gelbwesten-Protesten“ gewarnt, nachdem die Organisatoren wieder einen „großen Tag“ angekündigt hatten. Große Teile der Pariser U-Bahn waren außer Betrieb. Mehr als 60.000 Polizisten waren in ganz Frankreich im Einsatz.

Einige der Demonstranten nahmen Bezug auf den Brand von Notre-Dame am Montag. Mehrere französische Milliardärsfamilien hatten innerhalb von Tagen Hunderte Millionen Euro Spenden für den Wiederaufbau zugesagt. Das hatte eine Debatte ausgelöst, die die Demonstranten aufnahmen: „Millionen für Notre-Dame, aber was ist mit uns Armen?“ stand etwa auf dem Schild eines Protestierenden.

Zuletzt weniger Menschen auf „Gelbwesten“-Demos

Die „Gelbwesten“-Proteste hatten im November als Reaktion auf geplante Benzinpreiserhöhungen begonnen. Den Namen haben die Demonstranten von den Warnwesten, die viele von ihnen tragen. Inzwischen richten sich die Demonstrationen auch allgemein gegen die Politik von Präsident Emmanuel Macron.

Hintergrund: Wie „Gelbwesten“-Führerin Levavasseur Macron das Fürchten lehrt

Zuletzt waren die Proteste etwas abgeflaut: Am vergangenen Samstag waren landesweit 31.000 Menschen auf der Straße, Mitte November waren es noch 282.000 gewesen. (dpa/moi)