Berlin. Das Problem besteht seit Jahrzehnten: Es gibt einen eklatanten Mangel in der Pflege. Doch nun tut sich etwas. Das hat einfache Gründe.

Seit Jahrzehnten gibt es eklatante Mängel in der Pflege. Genauso lange warnen Experten vor einer Verschärfung der Lage, vor Geldmangel im System, vor Personalmangel und Überforderung. Seit Langem steht also fest, dass Deutschland in der Pflege auf Verschleiß fährt. Und die Politik? Schraubte an den Beiträgen, schraubte an den Pflegesätzen, ließ die Pflege ansonsten aber links liegen.

Das hat sich geändert. Der Pflegenotstand gehört zu den Großbaustellen der Regierung. Warum? Ganz einfach: persönliche Betroffenheit!

Für viele, die heute Politik machen, ist nicht mehr automatisch klar, dass da schon irgendjemand sein wird, der sich im Notfall um die alten Eltern kümmert – so wie früher die Ehefrauen, die Tanten, die Enkelinnen. Das Gleiche gilt für viele Journalisten, die über diese Politikergeneration schreiben.

Spahn löste breite Debatte aus

Auch sie stellen sich immer öfter die Frage: Wer kümmert sich im Ernstfall? Wenn Söhne und Töchter berufstätig sind, oft Hunderte Kilometer entfernt leben, sich oft auch die anstrengende Pflege nicht zutrauen – was dann? Seit auch die professionellen Meinungsmacher immer öfter an diesem Punkt stehen, gewinnt die Pflegefrage an Gewicht.

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Als Ursula von der Leyen damals von der Pflege ihres demenzkranken Vaters, des ehemaligen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, erzählte, war das noch eine Ausnahme. Als Gesundheitsminister Jens Spahn erklärte, er könne sich die Pflege seiner Eltern nicht vorstellen, löste er schon eine breite Debatte aus.

Sicher: Noch immer erzählen Politiker lieber von der Sorge, zu wenig Zeit für ihre Kinder zu haben, als von Sorge, keine gute Betreuung für hochbetagte Familienmitglieder zu finden. Anders als bei Experten gilt zudem für Politiker: Gemessen werden sie nicht am Problembewusstsein, sondern am Handeln. Es wird also höchste Zeit für sichtbare Erfolge.