Caracas. Venezuelas Interimspräsident Juan Guaidó ist in seine Heimat zurückgekehrt und hat zu Protesten aufgerufen. Ihm droht die Festnahme.

Juan Guaidó, selbst ernannter Interimspräsident von Venezuela, ist in sein Heimatland zurückgekehrt. Am Montag traf der 35-Jährige nach einer mehrtägigen Tour durch Südamerika am Flughafen Maiquetía nahe der Hauptstadt Caracas ein, wie im venezolanischen Fernsehen (VPI) zu sehen war.

Zuvior rief er zu Großdemonstrationen im ganzen Land gegen die sozialistische Regierung seines Kontrahenten Nicolás Maduro auf. In Venezuela könnte der Oppositionsführer allerdings festgenommen werden, weil er das Land vor eineinhalb Woche trotz Ausreiseverbots verlassen hatte.

„Wir sind stärker als jemals zuvor. Jetzt ist nicht der Moment, um nachzugeben“, sagte er in einem über Twitter veröffentlichten Video. „Wenn das Regime versucht, mich zu verschleppen, sind die weiteren Schritte klar: Demonstrationen, Zusammenarbeit mit unseren internationalen Verbündeten, mit Parlamentariern auf der ganzen Welt.“

Zahlreiche Länder erkennen Guaidó als Interimspräsidenten an

In den vergangenen Tagen reiste Guaidó durch die Region und warb in Brasilien, Kolumbien, Argentinien, Ecuador und Paraguay um Unterstützung für seine Gegenregierung. Zahlreiche Länder, darunter auch die USA und Deutschland, haben ihn bereits als rechtmäßigen Übergangsstaatschef anerkannt.

Maduro kann sich allerdings noch immer auf die Unterstützung des mächtigen Militärs stützen. Guaidó hatte sich am 23. Januar zum Interimspräsidenten erklärt und Maduro damit offen herausgefordert. Zuletzt scheiterte sein Versuch, Hilfsgüter von Kolumbien und Brasilien aus nach Venezuela zu bringen.

An den Grenzübergängen kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Oppositionsanhängern und Sicherheitskräften. Dabei wurden mehrere Menschen getötet und Hunderte verletzt.

Viele Menschen in Venezuela hungern

Unterstützer von Juan Guaidó demonstrierten am Montag in Caracas gegen die Maduro-Regierung.
Unterstützer von Juan Guaidó demonstrierten am Montag in Caracas gegen die Maduro-Regierung. © Reuters | Stringer

Guaidó rief die Soldaten erneut dazu auf, Maduro die Gefolgschaft aufzukündigen und sich den Regierungsgegnern anzuschließen. „Die Streitkräfte sollten ihrer historischen Verantwortung gerecht werden“, forderte der 35-Jährige. „Der Einzige, der vom Krieg spricht, ist Maduro. Es gibt keine Wahl zwischen Krieg und Frieden, denn wir alle wollen Frieden. Unsere Wahl in Venezuela besteht zwischen Diktatur und Demokratie, zwischen Armut und Wohlstand.“

Das ölreichste Land der Welt leidet unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Aus Mangel an Devisen kann Venezuela kaum noch Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs für die Not leidende Bevölkerung einführen.

Viele Menschen hungern, über drei Millionen Venezolaner haben ihre Heimat bereits verlassen. Jetzt will Guaidó in Venezuela wieder selbst in den noch immer nicht entschiedenen Machtkampf mit Maduro eingreifen. „Venezuela - gemeinsam schreiten wir voran“, schrieb er am Montag auf Twitter. „Wenn wir vereint sind, kann uns niemand aufhalten.“

Maduro warnte Guaidó vor Rückkehr

Der Nationale Sicherheitsberater der USA, John Bolton, warnte die venezolanische Regierung vor einer Festnahme Guaidós. Jegliche Drohungen oder Hintertreibungen einer sicheren Rückkehr des Oppositionsführers würden mit einer starken Reaktion der USA und der internationalen Gemeinschaft beantwortet, schrieb Bolton auf Twitter.

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Vergangene Woche hatte Maduro seinen Widersacher vor einer Rückkehr gewarnt. „Guaidó kann nicht einfach kommen und gehen, die Justiz hatte ihm das Verlassen des Landes verboten“, sagte er in einem Interview des US-Senders ABC. Ein Ausweg aus der Krise ist nicht abzusehen. Guaidó muss immer weiter an der Eskalationsschraube drehen, um seine Anhänger bei der Stange zu halten.

Maduro hingegen versucht wie bereits 2014 und 2017, die Massenproteste einfach auszusitzen. „Es gibt einen Ausweg, aber dafür müssen beide Seiten einem von einem unabhängigen Vermittler ausgehandelten Kompromiss zustimmen“, heißt es in einer Erklärung des Forschungsinstituts Crisis Group. „Venezuela braucht eine echte Übergangsphase statt eines abrupten Regimewechsels.“ (mbr/dpa)