Gesundheitsminister Spahn plant eine Studie über die Folgen von Abtreibungen. Eine Bloggerin ruft im Netz zum Widerstand dagegen auf.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will untersuchen lassen, welche psychischen Folgen Abtreibungen für betroffene Frauen haben können. Dafür wird Spahns Ministerium vom Bundeskabinett fünf Millionen Euro erhalten. Das hat laut „Bild am Sonntag“ das Kabinett am vergangenen Mittwoch beschlossen.

Zwischen 2020 und 2023 sollen demnach pro Haushaltsjahr je 1,25 Millionen Euro zusätzlich in die Erforschung des sogenannten Post-Abortion-Syndroms fließen.

Im Netz regt sich nun Widerstand gegen das Vorhaben, denn dieses Syndrom existiert dem wissenschaftlichen Konsens gar nicht. Die Modebloggerin Nike van Dinther hat eine Online-Petition gegen das Vorhaben des Ministers gestartet: Sie will die geplante Studie von Spahn verhindern.

Die „fünf Millionen sollen für Sinnvolles ausgegeben werden“

In der Petition fordert die Bloggerin, „die fünf Millionen Euro für Sinnvolles auszugeben. Fünf Millionen für Hilfe statt Hass“. Das Geld könne stattdessen in die „Ausbildung von Frauenärztinnen, für Hebammen, Pflegekräfte und Geburtshilfe, für die Opfer von sexueller Gewalt und Missbrauch“ investiert werden, heißt es in der Online-Petition, die auf der Plattform „Change.org“ zu finden ist.

Innerhalb eines Tages unterzeichneten mehr als 10.000 Unterstützer die Petition. Spahn mache keine Politik für Frauen, folgert die Aktivistin in der Petition: „Der Mann ohne Gebärmutter, glaubt weder den Frauen, noch der Wissenschaft“.

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Nike van Dinther verweist darin auch auf bereits existierende Studien, die nicht in „Spahns Konzept“ passen würden. Demzufolge würden nicht die Abbrüche selbst, psychische Erkrankungen bei Schwangerschaftsabbrüchen wahrscheinlicher machen, sondern Umstände wie gesellschaftliche Stigmatisierung.

Die Modebloggerin hat vor zwei Jahren selbst eine Schwangerschaft abgetrieben und betont in einem Interview mit der „Jetzt“, Spahn habe „keinen blassen Schimmer“ worüber er redet.

Fragwürdiges Untersuchungsdesign, falsche Prämissen

Wegen dere Finanzierung einer Studie über seelische Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen im Auftrag des Gesundheitsministerium war Spahn auch beim Koalitionspartner und der Opposition auf Unverständnis gestoßen.

In der „Bild am Sonntag“ kritisierte der SPD-Abgeordnete Florian Post, es sei „ein Skandal, für solchen Unsinn Millionen auszugeben.“

Die Familienministerin Franziska Giffey sagte in der ARD-Sendung „Anne Will“: „Ich halte von dieser Studie nichts.“ Psychische Probleme von Frauen rührten nicht allein von den Abbrüchen, sondern von der noch immer damit verbundenen Stigmatisierung.

Die Grünen erklärten, die geplante Untersuchung „zeugt nicht von Vertrauen in Frauen und Ärztinnen und Ärzte, was sehr bedauerlich und bitter ist“.

Gesundheitsminister Spahn steht nicht nur wegen der Abtreibungsstudie in der Kritik. Auf seine Tipps zur Krebsvorsorge auf Twitter hatte es wütende Reaktionen gegeben. Zudem widersprechen Mediziner seine Aussage, Krebs sei absehbar heilbar.

Ähnlich viel Kritik bekommt der CDU-Minister auch für seinen Vorstoß, das Fettabsaugen bei Lipödemen künftig von Krankenkassen bezahlen zu lassen.

Spahn hatte sich in seiner Forderung auf eine Studie bezogen, wonach bis zu drei Millionen Frauen an dieser krankhaften Form der Fettablagerung litten. In der „Süddeutschen Zeitung“ (Bezahlangebot) kritisieren Ärzte nun, die von Spahn zitierte Studie sei veraltet und es handle sich um lediglich 80.000 Frauen in Deutschland. (tan/aba/dpa)