Berlin/Dessau-Roßlau . In Köthen wollte ein 22-Jähriger einen Streit schlichten und starb. Zwei angeklagte Afghanen bestreiten, an der Tat beteiligt zu sein.

Seit diesem Dienstag stehen die beiden jungen Männer vor Gericht. Sie sind angeklagt wegen gefährlicher Körperverletzung und Körperverletzung mit Todesfolge gegen einen 22-Jährigen in Köthen.

Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt haben die zwei Afghanen bestritten, an der Tat beteiligt gewesen zu sein.

Der 18-jährige Angeklagte ließ über seinen Verteidiger erklären, er habe den 22-Jährigen weder geschubst, noch geschlagen oder getreten – vielmehr habe er ihn gar nicht wahrgenommen. Ähnlich äußerte sich sein 17 Jahre alter Mitangeklagter.

Opfer wollte Streit in Köthen schlichten

Der 22-jährige Deutsche war vor fünf Monaten in der sachsen-anhaltischen Kreisstadt gestorben. Zuvor hatte er wohl versucht, einen Streit zwischen den beiden Afghanen mit einem weiteren Afghanen zu schlichten.

Der Fall hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht, rechte Bündnisse zogen in die sachsen-anhaltische Kleinstadt, es gab sogenannte Trauermärsche und Gegendemonstrationen.

Köthen: Mann stirbt bei Streit – das Wichtigste in Kürze

  • Vergangenen September kam es in Köthen zu einem Streit zwischen Afghanen
  • Ein Deutscher wollte schlichten und wurde selbst angegriffen
  • Laut Staatsanwaltschaft starb er an einem Herzinfarkt
  • Die zwei Angeklagten bestreiten, den Mann angegriffen zu haben

Auch wenn beide Angeklagte mit der eigentlichen Tat nichts zu tun haben wollen, so sprachen sie der Familie des Verstorbenen zum Prozessauftakt ihr Beileid aus.

Der jüngere der beiden Angeklagten verlas auf Deutsch eine Botschaft, mit der er der Familie und den Freunden des 22-Jährigen sein herzliches Beileid aussprach. „Es tut mir unglaublich leid.“

22-Jähriger starb an einem akuten Herzinfarkt

Die wegen Körperverletzung mit Todesfolge Angeklagten (2.v.l) und (3.v.r) im Dessauer Landgericht.
Die wegen Körperverletzung mit Todesfolge Angeklagten (2.v.l) und (3.v.r) im Dessauer Landgericht. © dpa | Sebastian Willnow

Den beiden Afghanen wird vorgeworfen, den 22-Jährigen angegriffen zu haben. Als der sich in den Streit einmischte, um zu schlichten, habe einer der Beschuldigten den jungen Mann ins Gesicht geschlagen. Als der 22-Jährige schon am Boden lag, soll der andere Angeklagte ihn mindestens einmal mit dem Fuß gegen den Kopf getreten haben. Der 22-Jährige starb kurze Zeit später in einer Klinik an einem Herzinfarkt.

Das medizinische Gutachten ergab, dass er einen akuten Herzinfarkt erlitten habe. Der Verstorbene soll von Geburt an ein schwaches Herz gehabt haben. Zum Todeszeitpunkt hatte er zudem Alkohol im Blut.

Rechte Gruppen veranstalteten „Trauermärsche“

Der Fall hatte vor allem deshalb großes Aufsehen erlangt, da noch am selben Tag, an dem der 22-Jährige verstarb, rechte Gruppen einen sogenannten Trauermarsch durch Köthen organisierten.

Rund 2.500 Demonstranten aus ganz Deutschland nahmen daran teil, darunter auch mehrere Hundert Rechtsextreme. Teils wurden verfassungs- und ausländerfeindliche Parolen skandiert.

Rechte Aufläufe in Köthen

Oberbürgermeister Bernd Hauschild (SPD) riet den Demonstranten damals von den „Trauermärschen“ ab, da er nicht wollte, dass die Stadt instrumentalisiert werde.

Rechte Gruppen demonstrieren in Köthen

I n Köthen haben rechtsgerichtete Gruppen erneut demonstriert. Hintergrund ist der Tod eines 22-Jährigen vor einer Woche. Der herzkranke Mann hatte sich in einen Streit zwischen Afghanen eingeschaltet. Er wurde erst geschlagen und verstarb später an einem Infarkt.
I n Köthen haben rechtsgerichtete Gruppen erneut demonstriert. Hintergrund ist der Tod eines 22-Jährigen vor einer Woche. Der herzkranke Mann hatte sich in einen Streit zwischen Afghanen eingeschaltet. Er wurde erst geschlagen und verstarb später an einem Infarkt. © dpa | ---
Rechtsgerichtete Demonatranten zogen am Sonntag durch die Straßen.
Rechtsgerichtete Demonatranten zogen am Sonntag durch die Straßen. © Getty Images | Carsten Koall
Viele Teilnehmer des Protestzugs schwenkten Deutschlandfahnen.
Viele Teilnehmer des Protestzugs schwenkten Deutschlandfahnen. © Getty Images | Carsten Koall
Später versammelten sich Demonstranten und zündeten Kerzen für den verstorbenen 22-Jährigen an.
Später versammelten sich Demonstranten und zündeten Kerzen für den verstorbenen 22-Jährigen an. © Getty Images | Carsten Koall
Demonstranten im Stadtzentrum.
Demonstranten im Stadtzentrum. © dpa | ---
Unter den Demonstranten: Mitglieder des Dresdner Pegida-Bündnisses, der Verein „Zukunft Heimat“ aus Brandenburg und die AfD. Neben Deutschlandfahnen hielten sie auch Plakate hoch.
Unter den Demonstranten: Mitglieder des Dresdner Pegida-Bündnisses, der Verein „Zukunft Heimat“ aus Brandenburg und die AfD. Neben Deutschlandfahnen hielten sie auch Plakate hoch. © Getty Images | Carsten Koall
Mit dabei auch AfD-Politiker André Poggenburg.
Mit dabei auch AfD-Politiker André Poggenburg. © dpa | ---
Mit großen Bannern machten die Demonstranten auf sich aufmerksam.
Mit großen Bannern machten die Demonstranten auf sich aufmerksam. © Getty Images | Carsten Koall
Hunderte Menschen sollen unterwegs gewesen sein.
Hunderte Menschen sollen unterwegs gewesen sein. © Getty Images | Carsten Koall
Mit „Chemnitz ist überall!“ spielten die Demonstranten auf die Ereignisse im Nachbarbundesland an. Auch hier gingen rechte Gruppen in der Vergangenheit immer wieder auf die Straße.
Mit „Chemnitz ist überall!“ spielten die Demonstranten auf die Ereignisse im Nachbarbundesland an. Auch hier gingen rechte Gruppen in der Vergangenheit immer wieder auf die Straße. © dpa | ---
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sowohl von rechten Gruppen, als auch von linken Gegendemonstranten.

Erst wenige Wochen zuvor hatten die großen Demonstrationen von Chemnitz stattgefunden.

(dpa/tki)