Berlin. Sollten Kinderlose mehr Abgaben zahlen als Eltern? Nein, findet Julia Emmrich. Das klingt nach Strafaktion. Es braucht andere Lösungen.

Ein klares Nein! Kinderlose sollten auf keinen Fall noch mehr Abgaben zahlen als Eltern. Der Vorschlag führt in die falsche Richtung. Und zwar aus drei Gründen.

Erstens: Höhere Sozialbeiträge für Menschen ohne eigene Kinder – das klingt nach Strafaktion. Und trifft damit in vielen Fällen gerade solche, die das übliche Klischee vom rücksichtlosen, gut verdienenden Selbstverwirklicher überhaupt nicht erfüllen: Viele Kinderlose sind unfreiwillig kinderlos.

Und: Viele engagieren sich als Paten, als Helfer und Kümmerer im Alltag der Großfamilie oder bei ihren Freunden. Gerade die Kinderlosen sind zudem oft diejenigen, die sich besonders intensiv um alternde Eltern kümmern. Wer Kinderlose stärker zur Kasse bitten will, allein weil sie kinderlos sind, tritt dieses Engagement mit Füßen.

Bitte keine neuen Fronten!

Zweitens: Wer die Rente zukunftssicher machen und die Pflegekasse entlasten will, muss Lösungen finden, die die Gesellschaft an einem Strang ziehen lässt. Bereits jetzt zahlen Kinderlose höhere Beiträge für die Pflegeversicherung – dieses Prinzip weiter auszudehnen, ist riskant: Wer das tut, hebt unweigerlich tiefere Gräben aus zwischen Menschen mit Kindern und kinderlosen Menschen. Bitte nicht!

Diese Gesellschaft hat schon genügend Stammtische, an denen sich die Deutschen feindselig gegenüberstehen. Keine neuen Fronten! Der Staat muss bessere Wege finden, um die Sozialsysteme zu entlasten – zum Beispiel: Globale Konzerne, die vom deutschen Markt profitieren, endlich stärker besteuern.

Und schließlich ein sehr persönliches Argument: Meine Tochter wird bald 15 Jahre alt. Ich habe nie ausgerechnet, wie viel wir bezahlt haben für Kitagebühren, Kindergeburtstage, Klavierunterricht. Genauso wenig habe ich je zusammengerechnet, mit welchen Summen uns der Staat beim Großziehen des Kindes unterstützt hat: Kindergeld, kostenlose Krankenversicherung und nicht zuletzt Rentenpunkte für die Kindererziehung.

Warum ich das nie ausgerechnet habe? Es dürfte daran liegen, dass die Kraft, die Nerven und die Geduld, die wir seit 15 Jahren ins Kindergroßziehen stecken, sich lohnen. Ganz einfach, weil es schön ist, ein Kind zu haben. Was ich dagegen nicht versprechen kann: Dass dieses Kind später überhaupt in die Rentenkasse einzahlt – oder sich um die Pflege kümmert.

Hier geht es zur Gegenmeinung: Wenn Kinderlose mehr als Eltern zahlen, ist das nur fair