Budapest/Skopje. Er regierte Mazedonien mit harter Hand – nun setzte er sich ins Ausland ab. Ex-Premier Nikola Gruevski wird per Haftbefehl gesucht.

Es ist ein Politkrimi der ganz besonderen Art: Korruption, Prozess – und nun eine spektakuläre Flucht. Und in der Hauptrolle ein ehemaliger Regierungschef.

Die spannende Story dreht sich um den ehemaligen mazedonische Regierungschef Nikola Gruevski. Der 48-Jährige wird inzwischen in seiner Heimat mit Haftbefehl gesucht.

Grund: Gruevski war nicht zum Haftantritt in einer Justizvollzugsanstalt erschienen. Ein Gericht in Skopje hatte ihn im Mai wegen der illegalen Beschaffung eines Luxusautos für die Regierung verurteilt. Weitere Verfahren wegen Korruption und Amtsmissbrauchs stehen an. Da entschied sich der Politiker offenbar für die Flucht – offenbar nach Ungarn.

Nikola Gruevski meldete sich per Facebook

Das bestätigte jedenfalls das mazedonische Innenministerium am Dienstagabend nach Angaben des Nachrichtenportals „a1on.mk“. Wenige Stunden zuvor hatte der Politiker auf seiner Facebook-Seite geschrieben: „Ich bin jetzt in Budapest und habe bei den ungarischen Behörden um politisches Asyl angesucht.“ Ungarische offizielle Stellen wollten dies weder bestätigen noch dementieren.

Gruevski hatte von 2006 bis 2016 zunehmend autoritär über Mazedonien regiert. Derzeit ist er sogar noch Parlamentsabgeordneter seiner Partei. Ein Versuch der Regierungsmehrheit, ihm das Parlamentsmandat zu entziehen, scheiterte vergangene Woche an der dafür notwendigen Zweidrittelmehrheit.

Der rechts-nationale ungarische Ministerpräsident Viktor Orbàn pflegte sehr freundschaftliche Beziehungen mit ihm. Ungarische Medien spekulierten am Dienstag, dass ihm Orbàn ausdrücklich Asyl angeboten habe.

Noch vor der Bestätigung seiner Flucht nach Ungarn hatte das mazedonische Innenministerium erklärt, dass es keinen legalen Weg gebe, auf dem der Politiker aus Mazedonien hätte ausreisen können. Gruevski hatte bereits im Juli vergangenen Jahres, als die juristischen Verfahren gegen ihn anliefen, seinen Reisepass abgeben müssen.

Mazedonischen Medien zufolge ist unklar, wer ihm dabei geholfen haben könnte, ohne gültige Reisedokumente bis nach Ungarn zu kommen. (W.B./dpa)