Bundesinnenminister Seehofer will künftig selbst twittern. Er sagte, er bekomme sonst „manche Wahrheiten“ nicht unter die Bevölkerung.

Bundesinnenminister und CSU-Chef Horst Seehofer will in Zukunft selbst twittern. „Ich fange wahrscheinlich Ende August selbst das Twittern an“, sagte er am Donnerstagabend in einer Bierzelt-Rede im oberbayerischen Töging am Inn.

Seehofer führte das Argument an, das auch US-Präsident Donald Trump gern nennt: die Möglichkeit, seine Aussagen direkt öffentlich zu machen. „Ich sehe mich jetzt gezwungen, weil manche Wahrheiten ich sonst nicht unter eine breitere Bevölkerung bekomme“, sagte er zur Erklärung. Trump behauptet regelmäßig, von einem großen Teil der Medien nicht fair wiedergegeben und unverzerrt dargestellt zu werden.

Seehofer: „Anderer Stil als Trump“

Seehofer fügte schmunzelnd hinzu, der Landtagwahlkampf in Bayern werde nun „noch etwas bereichert“. Immerhin schränkte der 69-Jährige ein, er werde den Kurznachrichtendienst zwar nutzen, aber vielleicht „in einem anderen Stil als Trump. Dieser macht über Twitter Politik und ist für seine Twitter-Äußerungen berüchtigt.

Wer auf Twitter nach dem Account @HorstSeehofer sucht, findet derzeit noch eine gesperrte Seite.

Auf Twitter selbst gab es für Seehofers Ankündigung viel Spott und Häme. Juso-Chef Kevin Kühnert etwa schrieb: „Bin ehrlich beeindruckt vom Aufwand, den er betreibt, um nach verlorener Landtagswahl und seinem #Rücktritt im Oktober dem @Markus_Soeder noch ordentlich einen einzuschenken.“

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Die Heute-Show spottete: „Horst #Seehofer will in Zukunft twittern. Er sucht nur noch die richtige Teletextseite.“

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Der Deutsche Journalisten-Verband kommentierte: „#Seehofer kündigte gestern in einer Bierzelt-Rede an, mit Twitter zu starten weil er seine „Wahrheiten“ sonst nicht „in die breitere Bevölkerung“ bekomme. Aha. Bekommen wir also einen deutschen #Trump?“

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In Töging am Inn hatte Seehofer seinen Kritikern auch eine gezielte Kampagne gegen seine Person und eine völlig unangemessene Wortwahl vorgeworfen. „Genau diejenigen, die jeden Tag dafür eintreten, dass man in der Politik Anstand und Stil zu bewahren hat, überschütten mich mit Worten und Eigenschaften und Attributen, die weit unter der Gürtellinie liegen“, sagte Seehofer.

Nahles: Seehofer soll lieber Probleme lösen

„Jetzt steht also der böse Seehofer vor Ihnen - der Mörder, der Terrorist, der Rassist“, sagte er mit Blick auf die Kritik an ihm zu den Besuchern, betonte aber dann: „Kampagnen, da können sie sich drauf verlassen, die beschäftigen mich nicht.“

SPD-Chefin Andrea Nahles forderte ihn auf, sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren: „Statt in Bierzeltreden über angebliche Medien-Kampagnen gegen ihn zu lamentieren, sollte er sich an seinen Schreibtisch setzen und die zahlreichen Probleme in seinem Zuständigkeitsbereich lösen.“ Im Interview des Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) fügte sie hinzu: „Der Innenminister soll Ergebnisse liefern, statt Pseudo-Debatten über von ihm so genannte Mickey-Mouse-Probleme zu führen.“ (dpa/moi)

Nach Abschiebe-"Witz": Seehofer weist Rücktrittsforderungen zurück

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